„Erneuere unsere Tage“: Klagelieder des Jeremia in St. Jakob

Zweieinhalbtausend Jahre alt und doch bedrückend aktuell: In der Friedberger Stadtpfarrkirche St. Jakob wurden vergangenen Sonntag die Klagelieder des Jeremia vorgetragen und musikalisch mit Orgelspiel begleitet.

„In der Passionszeit wollten wir einen besonderen Akzent setzen“, erklärt Stadtpfarrer P. Steffen Brühl. Der Weg des Jeremia von tiefer Bestürzung und Trauer über das geschehene Unheil hin zu einer hoffnungsvollen Zuwendung zu Gott würde besonders heuer viele Menschen stark ansprechen. Dies sei auch am Sonntag klar geworden, freute sich der Geistliche: „Der zahlreiche Besuch dieser geistlichen Andacht zeigt, dass unser Akzent gut angekommen ist.“

Die Klagelieder wurden als doppelter Dialog aufgeführt: Zum einen zwischen Orgel und Text und zum anderen innerhalb der Klagelieder selber. Hier waren es neben dem Erzähler der Prophet Jeremia, die Stadtmauern Jerusalems und zuletzt die Tochter Zion selbst, die die Zerstörung der Stadt und des Tempels beklagten und mit Gott darüber haderten. Die uralten Verse beschreiben dabei das Grauen des Krieges und die Hoffnungslosigkeit nach der Niederlage in lebhaften Bildern, die auch heute noch bedrücken. Die von Andreas Kaiser an der Orgel vorgetragenen Stücke von Bach und Brahms begleiteten die Verse dabei in mal mächtiger, mal düsterer Wucht und gaben ihnen weitere Tiefe.

Die fünf Klagelieder wurden der Tradition zufolge vom Propheten Jeremia nach der Zerstörung Jerusalems und des Ersten Tempels im sechsten vorchristlichen Jahrhundert verfasst. Sie sind ein integraler Bestandteil der sogenannten Karmetten, die in der Heiligen Woche gefeiert werden. Der zerstörte Tempel Jerusalems wird dabei als Vorahnung des Todes Jesu am Kreuz gedeutet.

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