St. Stefan Wiffertshausen

Eine der frühesten und denkwürdigsten Kirchenanlagen des Friedberger Gebietes ist die Wiffertshausener Kirche, die unter dem Patronat des Erzmärtyrers Stephanus steht. Kleine Kirchen wie diese, die aus der Zeit ihrer Gründung her abseits und geschützt liegen, waren den Zerstörungen und Kriegseinwirkungen weniger ausgesetzt, kamen ins Abseits, weil sie nicht an großen Straßen lagen und ihre Ortsstruktur sich nicht erweiterte, weil die finanziellen Mitteln bescheiden blieben und Neubauten nicht notwendig waren.

Wer die Kirche zu Wiffertshausen gegründet hat, bleibt unbekannt: vielleicht war sie anfangs Eigenkirche des Grundherren. Der Grundriss der Kirche, wie er 1980/81 bei der Renovierung zutage kam, lässt schließen, dass ein erster Bau bereits vor den Ungarneinfällen ab 900 bestanden hat – vielleicht nur ein rechteckiger Saalbau, einfach, aus Tuffsteinen gebaut auf Kieselschüttungen, von dem sich Größe und Fundament nachweisen ließen. Der zweite Kirchenbau um 1000 n. Chr. war ein Saalbau mit eingezogener, halbrunder Apsis, wie sein Grundriss unter der heutigen Kirche nachwies, wobei die Fundamente des Schiffes durch Tuffe und Kalksteine usw. ausgebessert wurden; hochgezogen wurde die Kirche in Füllmauertechnik aus Ziegelverbund, wobei in den Füllmauern wiederrum Reste von römischen Deckziegeln aufzufinden waren, woher, ist unbekannt.

Dass diese Kirche aufwändig gebaut war, dafür zeugt ein den Fundamenten beigelegter, bildhauerisch gestalteter Stein, der dort belassen wurde. Höchst interessant ist der Unterbau eines schweren Pfeilers mittig im Boden des hinteren Drittels des Schiffes: in seiner Art dürfte er einen Emporeneinbau getragen haben und somit die Kirche als Herberg-oder Pilgerkirche ausweisen. Solche, oft hölzerne Einbauten in Kirchen dienten der kostenlosen Nächtigung der Wallfahrer und Pilger, wie es damals üblich war. Dies könnte, lokal gedacht, ein Nachweis für eine frühe Wallfahrt zur heiligen Afra auf dem Felde und zu ihrem Grab in Augsburg sein. Leider sind weitere Anzeichen dieser Art mit der Verlängerung des Kirchenschiffes nach Westen im letzten Jahrhundert verschwunden (1868).

In der Zeit der Gotik hat man die Chorapsis bis auf die Grundmauern abgetragen und dort einen neuen Chor hochgezogen, außen durch Strebepfeiler abgestürzt. Der Barock veränderte die Kirchenfenster und setzte neue Altäre ein, die, in den Seitenaltären von 1886 neu verarbeitet, in Teilen noch vorhanden sind; der Hochaltar ist ein Nachbau in barocken Stil. Schönster Inhalt der Kirche ist die Figur des heiligen Stephanus im Hochaltar, dargestellt als Diakon, mit Buch und Steinen als Attribut, aus der Zeit um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Das Chorfresko der Kirche zeigt den auf Wolken erhöhten Stephanus vor der Heiligsten Dreifaltigkeit (um 1750). Bemerkenswert ist vor allem noch ein ausdrucksvoller Christus an der Südwand um 1580/1600 und die beiden Assistenzfiguren des Hauptaltares in der Form des 18. Jahrhunderts, Erzengel Michael und heiliger Franz Xaver, einen Inder taufend.

Dr. Irmgard Hillar, in: Stadtbuch Friedberg, Band 2, S. 605f, Friedberg 1991.

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Hochglasbreiten 4
86316 Friedberg-Wiffertshausen