Friedberg interreligiös vereint
Friedensgebet als Zeichen der Hoffnung
Im Vorfeld des dritten Jahrestags des Kriegsausbruchs in der Ukraine kamen am Samstag, dem 22. Februar 2025, rund 200 Menschen vor der Stadtpfarrkirche St. Jakob zusammen, um gemeinsam für den Frieden zu beten. Christen, Muslime und Bahá’í setzten mit dem interreligiösen Friedensgebet ein klares Zeichen der Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern, an dem auch Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann sowie Vertreterinnen des Stadtrats teilnahmen.
1.095 Tage Krieg mahnen Frieden an
Eine Tafel in der Stadtpfarrkirche mahnt 1.095 Tage Krieg in der Ukraine. „Jeden Tag zählt die Tafel einen Tag hinzu. Das sind Tage voller Leid, Angst und Zerstörung“, so eröffnete Pater Steffen Brühl, katholischer Stadtpfarrer von Friedberg, das Friedensgebet mit eindringlichen Worten. Er sprach von zerbombten Städten, auseinandergerissenen Familien und unzähligen Opfern. Er erinnerte daran, dass mit dem russischen Angriff der Krieg nicht nur in die Ukraine, sondern auch nach Europa gebracht wurde. Doch trotz all der Dunkelheit war seine Botschaft eine der Hoffnung. „Wir sind hier, weil wir glauben, dass es nicht so bleiben muss. Frieden ist möglich“, betonte er. Dabei erinnerte er an die Erzählung von Noah, die alle der anwesenden Religionen in ihren heiligen Schriften kennen. Nach der großen Flut schließt Gott mit den Menschen einen Bund. Der Regenbogen stehe als Zeichen dieser Verheißung und rufe uns ins Gedächtnis, dass Zerstörung nicht das letzte Wort haben wird. „Zu einem Bund gehören mindestens zwei Seiten, die sich daran halten. Wann wird der Mensch beginnen, Krieg und Terror sein zu lassen?“, fragte Pater Brühl.
Sechs Glaubensgemeinschaften vereint
Das Friedensgebet wurde von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften mitgestaltet. Neben den drei christlichen Konfessionen und der islamischen Gemeinde Friedbergs nahmen auch die ukrainisch-griechisch-katholische Gemeinde Augsburg und die Bahá’í-Gemeinde Augsburg am Friedensgebet teil. Der ukrainische Kirchenchor verlieh der Feier mit seinen Gesängen eine besondere Würde.
Gebete für den Frieden
Besonders eindrücklich war das Gebet von Imam Ritvan Özten von der Türkisch-Islamischen Gemeinde Friedbergs, der die zentrale Bedeutung des Friedens im Islam hervorhob. Auch die Vertreterin der Bahá’í-Gemeinde, Yvonne Pande, betonte in ihrem Gebet die Einheit der Menschheit und bat um Frieden für alle Völker. Priester Elmar Hirsch von der Neuapostolischen Kirche Friedbergs rezitierte die biblische Noah-Erzählung als Friedensbotschaft, während Monika Göppel von der evangelischen Gemeinde Friedbergs in ihrem Friedensgebet den Blick auf die ganze Welt erweiterte und um Frieden überall betete.
𝗭𝗲𝘂𝗴𝗻𝗶𝘀 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗿 𝗙𝗿𝗶𝗲𝗱𝗯𝗲𝗿𝗴𝗲𝗿 𝗨𝗸𝗿𝗮𝗶𝗻𝗲𝗿𝗶𝗻
Im Mittelpunkt des Friedensgebets stand der besonders ergreifende Bericht der geflüchteten Ukrainerin Natalie Kuscnerchuk, die nach ihrer Ankunft in Deutschland mit ihren Kindern zunächst im Pfarrzentrum von St. Jakob unterkam. Sie teilte ihre persönliche Geschichte mit den Anwesenden und schilderte die Herausforderungen, die sie und viele andere Geflüchtete täglich meistern müssen – von der Sprachbarriere bis zur beruflichen Neuorientierung. Gleichzeitig sprach sie aber auch über die große Dankbarkeit für die Unterstützung, die sie in Deutschland erfahren hat.
Musik als Ausdruck des Leids
Ein weiterer bewegender Moment war die musikalische Darbietung der Sängerin Nataliia Dobroshenko. Sie brachte das Leid ihres Heimatlandes eindrucksvoll zum Ausdruck. Als die Worte erklangen „Mutter Ukraine steht in Tränen“, breitete sich auf dem Platz eine ergreifende Stille aus.
Versöhnung braucht ein Ende der Gewalt
Pater Bohdan Sabalo, der vor zwei Jahren zur Begleitung der geflüchteten ukrainischen Katholiken nach Augsburg kam, sprach in seiner Ansprache von Versöhnung, der aber ein Ende der Gewalt und Zerstörung in seiner Heimat vorausgehen müsse.
Ein Segen für den Frieden
Im abschließenden Segen drückte der Pfarrer der evangelischen Gemeinde Friedbergs, Falko von Saldern, in eindringlichen Worten die Sehnsucht nach einer friedlicheren Welt aus: „Gott, segne uns, damit wir ein Segen für diese Welt sein können – mit offenen Augen und mutigen Schritten dem Frieden entgegen“ und beendete damit den Gottesdienst.
Das Friedensgebet war ein eindrucksvolles Zeichen der Solidarität und der Hoffnung. Es zeigte, dass über alle kulturellen Unterschiede hinaus ein Miteinander möglich ist, nicht nur in Friedberg.