Festhochamt am Dinzeltag

Seit dem Mittelalter hatten sich die Handwerker in Zünften zusammengeschlossen, um die gemeinsamen Interessen, die Rechte und Pflichten der Meister, Gesellen und Lehrbuben zu wahren. Die Qualität der Handwerksarbeit sollte erhalten werden. Durch die Begrenzung der Meister und Zunftzwang wurde Konkurrenz ausgeschaltet. Die Zunft überwachte aber auch die Ordnung und Sittlichkeit ihrer Mitglieder und ahndete Verstöße. Die Zunft fühlte sich wie eine Bruderschaft für das religiöse Leben ihrer Zunftmitglieder verantwortlich und nahm rege am religiösen Leben teil.

Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg können Zünfte in Friedberg nachgewiesen werden. In dem vom Stadtpfarrer Freiherr von Eckher 1728 angelegten Urbarium Civitatis sind achtzehn Zünfte mit ihren Dinzeltagen erwähnt.

Für ihre Zunftstangen wählten die Handwerker Heilige als Patrone aus, deren Leben in Bezug zum jeweiligen Handwerk stand. Im Museum im Wittelsbacher Schloss der Stadt Friedberg sind z. B. die Zunftstangen der Bäcker mit der hl. Barbara, der Metzger mit dem hl. Nikolaus, und der Schuhmacherzunft mit den hll. Crispinus und Crispinianus neben weiteren Stangen vorhanden. Auch Toten- oder Bahrtuchschilder wie die der Bräuer mit den Handwerkspatronen Petrus, Paulus und Jakobus, Zunftladen und weitere Gegenstände der Zünfte finden sich dort.

Die Jahr- oder Dinzeltage

Jede Zunft hielt jährlich einen Dinzeltag ab. Der Name kommt von Dingestag, was soviel bedeutet wie Gerichtstag. Es war der Versammlungstag der Handwerksleute, auch der Jahrtag für die Verstorbenen der Zunft. Nach dem Gottesdienst fanden die Besprechungen in der Herberge oder im Wirtshaus statt. Mit einem Mahl und Tanz endete der Dinzeltag.

Der Notar Otto Klieber schreibt in seinen „Materialien zu einer historisch-topographisch-statistischen Beschreibung der Stadt Friedberg“ auf Seite 199:

Der Dingeltag wurde damit eröffnet, dass der Stadtpfarrer zum Gedächtnis der verstorbenen Zunftgenossen in der St. Jakobspfarrkirche ein Seelenamt mit Requiem und einem bei dem allgemeinen Totenbeinkirchlein abgesungenen Libera hielt.

Nach dem Gottesdienste zogen die Zunftgenossen in ihre Herberge, woselbst vor allem der „Lademeister“ Rechnung ablegte.

Hierauf folgte ein gemeinsames Mahl und in der Regel brachte Musik mit Tanz die Festlichkeit zum Abschluss.

Aber nicht bloss Rechnungsablegung, sondern auch andere, die Zunft berührende Verhandlungen, wie die Einschreibung der Lehrzeit der Lehrjungen, die Freisagung derselben, die Einschreibung der Versitzzeit u. dgl. fanden vor „offener Lade“ statt. Es war deshalb jedem Zunftgenossen zur strengsten Pflicht gemacht, zum Dingeltag seiner Zunft zu erscheinen.

Ungerechtfertigtes Ausbleiben wurde vom Stadtrate mit „halbtägigem Arrest im Kälberkeller“ geahndet.

Gleiche Strafe traf den Zunftgenossen, der zur Zunft nichts gab, oder der, wenn die Reihe ihn traf, sich weigerte bei der Prozession die „Zunftstange“ zu tragen.

In der Tradition dieser Dinzeltage soll beim Stadtfest besonders am 1. Sonntag das Handwerk in den Mittelpunkt gestellt werden, mit einem Festgottesdienst und dem Einzug der Handwerker mit ihren Zunftstangen, einem Totengedenken der verstorbenen Handwerker, und der feierlichen Segnung der neuen Zunftstangen.

Quelle: www.Friedberger-Zeit.de

Gottesdienst

Festhochamt mit Segnung einer Zunftstange
Sonntag, 9. Juli 2023, 10 Uhr
Stadtpfarrkirche St. Jakob

Zunftstange:
Träger: Deutscher Alpenverein, Sektion Friedberg e.V.
Schutzpatron: Hl. Bernhard von Menthon (Patron der Alpenbewohner und der Bergsteiger)

Hauptzelebrant und Prediger:
Stadtpfarrer P. Steffen Brühl SAC

Konzelebrant:
Generalvikar P. Sascha-Philipp Geißler SAC

Musik:
Spatzenmesse von W.A. Mozart

Kirchenchor St. Jakob, Collegium Musicum St. Jakob, beide unter der Leitung von Monika Trinkl-Peters

Fotografische Eindrücke vom Dinzeltag