Willkürlicher Übergriff gegen Friedberger Stadtpfarrer

Ministranten und Pfadfinder stellen sich gegen die Stadtwache

Am Sonntagabend, 9. Juli AD 2023, ereilte Stadtpfarrer Pater Steffen Brühl ein übles Schicksal. Die Friedberger Stadtwache, nicht immer dafür bekannt, dass sie es mit den Ge- und Verboten sonderlich genau nimmt, griff gegen halb neun Uhr abends den ahnungslos mit den Gästen der Jakobus-Schänke redenden Hirten auf. Die rein zufällig anwesenden Ministrantinnen und Ministranten sowie Pfadfinderinnen und Pfadfinder versuchten ihr Möglichstes, diesen Akt der Willkür zu unterbinden.

Da Ähnliches bereits vier Jahre zuvor geschehen war, hatte – zum Schutze des Stadtpfarrers – der Heilige Stuhl zu einer bisher nur selten umgesetzten Maßnahme gegriffen und den Bereich der Pfarr-Schänke zum exterritorialem Gebiet des Vatikan erklärt. Da sowohl den Regierenden in München wie auch denen in Berlin die Umtriebe der Stadtwache zu Friedberg bekannt waren, stimmten beiden ohne weiteren Verzug diesem für Schritt als ultima ratio zu. Zum Schutz des vatikanischem Gebiets mitten in der Stadt Friedberg entsandte der Heilige Stuhl einen Schweizer Gardisten.

Niemand hätte je gedacht, dass die Stadtwache in der ihr innewohnenden Ignoranz das Gebiet eines fremden Staats, nämlich das des Vatikans, einfach missachten und trotz mehrfacher Warnungen der umstehenden Menschen dort eindringen. Dabei überrannten die Stadtwächter die sich mittlerweile zum Schutz des Herren Stadtpfarrers gebildete Phalanx von sich untergehakten Menschen und – man kann es nicht anders bezeichnen – verschleppten den gottesfürchtigen Priester.

Mittels eines Schandkarrens verbrachte die Stadtwache ihr Opfer, nicht ohne große Umwege und mehrfachen Haltens, zum Pranger. Dort verkündeten der Kommandant und seine Schergen in kaum verständlichem, ungebildetem Ton die Anklage.

Der hochgeschätzte Geistliche habe eine Vorliebe für den Wacholderschnaps, die soweit gehe, dass er selbst den Messwein gegen Gin ersetzt habe. Zudem betreibe die Pfarrei auf seine Veranlassung hin einen Ort der Begegnung, der sich Divano nenne. Dort erhalten die Bedürftigen der Stadt nicht nur sättigendes Brot, sondern sogar noch Kuchen, der zuvor von fleißigen Seelen der Pfarrei gebacken und gestiftet wurde. Zahlen müssen jene Menschen, die sich der Köstlichkeit Friedberger Backkunst hingeben, aber keinen festen Preis. Nein, es werde lediglich um eine Spende nach dem Vermögen des eigenen Geldsäckels gebeten. Diese solle in dafür vorgesehene hohle, schwarze Schweine aus Ton geworfen werden. Doch habe man festgestellt, dass obwohl jene Göste dieses so göttlich klingenden Orts Divano fleißig nach ihren Möglichkeiten spendeten, die Schweine aber leer seien. Der Vorwurf, den die Stadtwache erhoben, lastete schwer auf der Seele des redlichen Gottesdieners. Ihm lasteten die Blauröcke an, er habe das Geld unterschlagen.

All diese Vorwürfe glichen Lappalien im Vergleich zu der Hauptanklage. Der treudienende Kirchenmann habe es tatsächlich gewagt, das Weibsvolk im Gotteshaus nicht nur putzen, sondern auch reden zu lassen, wo doch schon der Apostelfürst in seinem ersten Brief an die Korinther anordnete, dass das Weib schweige in der Gemeinde und sich unterordne.

Während das in Scharen herbeigeeilte Volk bei den ersten beiden Anklagepunkte nur mäßig die Unschuld ihres Pfarrer skandierte, da diese Punkte allzu offensichtlich an den Haaren herbeigezogen waren, verhielt es sich bei der Hauptanklage anders, denn es war tatsächlich so, dass der Hirte der Gemeinde des Heiligen Jakobus, den Frauen nicht nur das Rederecht gab. Sie dürfen dort als Lektorinnen das Wort Gottes verkünden und als Kommunionhelferinnen den Leib des Herrn mit ihren Händen berühren und dem Volke reichen. Mehr noch, ausgewählte Frauen durften dem Volke sogar das Wort des Herrn erschließen, zwar nicht von der Kanzel herab, aber doch in gedruckter Form in den wöchentlichen Briefen der Pfarrei ans Volk.

Dieses Dilemma der offensichtlich wahren Anschuldigung, die aber gleichzeitig auf die Zustimmung des Volkes stieß, nutzten die Schergen mit den blauen Kitteln aus. Sie suhlten sich darin, eine Anklage gefunden zu haben, die traf.

Selbst der herbeigeeilte Advocatus konnte trotz seiner geschliffenen Verteidigungsrede nicht verhindern, dass der Geistliche in den Pranger gespannt wurde. Ganz im Gegenteil, er wurde gleich daneben in den Block gesperrt.

Gar gräulich ging man mit beiden um. Mit harter Bürste und eiskaltem Wasser rückte man ihnen zu Leibe. Die Rufe „unschuldig“, die das Volk aus ganzer Kehle skandierten, wurden so laut, dass weder der Kommandant noch seine Helfer mit ihren Worten durchdrangen. Doch je lauter das Volk rief, desto härter rückte die Stadtwache den beiden zu Leibe.

Schließlich gaben sie es auf, auf Läuterung des Pfarrers zu hoffen. Dieser sah sich nicht im Unrecht. Die Angst vor dem, was ihn aber nun erwartete, war ihm jedoch ins Angesicht geschrieben.

Die Stadtwache karrte ihn auf den Marienplatz, wo bereits das Instrumentarium diaboli aufgebaut war: ein galgenähnliches Konstrukt, um den Geistlichen einer Prozedur zu unterziehen, die euphemistisch „Taufe“ genannt wurde.

Mehrmals tauchten sie den Geistlichen unter. Dieser, schon ganz benommen von der Folter, weigerte sich aber standhaft etwas als falsch zu bekennen, was er für richtig hielt. Um jedoch dem höllischen Geschehen ein Ende zu bereiten, bot er der Stadtwache eine Brotzeit mit drei Krug Bier für jeden Wächter an. Die leicht zu bestechende Stadtwache akzeptierte unumwunden und entließ den gepeinigten Gottesmann aus ihren Fängen. Das Volk bejubelte die zurückgewonnene Freiheit ihres Hirten. Sichtlich geschwächt nahmen ihn die Bader in Empfang, denen man das Versprechen abrang, den Stadtpfarrer wieder zu Kräften zu bringen.

Ob das Ganze noch ein Nachspiel haben wird, muss sich zeigen. Denn der anwesende Schweizer Gardist erstattete umgehend dem Heiligen Stuhl Bericht über die unsäglichen Vorgänge in der an sich so geruhsamen Wittelsbacher Gründerstadt am Lechrain.

Dem Vernehmen nach sei der Bayerische Botschafter am Heiligen Stuhl bereits förmlich in den Vatikan einbestellt worden, und man habe ihm eine Protestnote übergeben. Die Staatsregierung war bis Redaktionsschluss nicht bereit, diesen Vorgang zu kommentieren. Hinter vorgehaltener Hand wird in München berichtet, unser aller Landesvater sei alles andere als erfreut über das Verhalten der Friedberger Stadtwache.

Die tragischen Ereignisse in Bildern festgehalten