„𝗭𝗲𝘂𝗴𝗲𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗙𝗿𝗲𝗶𝗵𝗲𝗶𝘁 – 𝗭𝗲𝘂𝗴𝗲𝗻 𝗱𝗲𝘀 𝗚𝗹𝗮𝘂𝗯𝗲𝗻𝘀“

𝘚𝘱𝘪𝘳𝘪𝘵𝘶𝘦𝘭𝘭𝘦𝘳 𝘙𝘦𝘪𝘴𝘦𝘣𝘦𝘳𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘻𝘶𝘳 ö𝘬𝘶𝘮𝘦𝘯𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘎𝘦𝘮𝘦𝘪𝘯𝘥𝘦𝘧𝘢𝘩𝘳𝘵 𝘯𝘢𝘤𝘩 𝘚𝘤𝘩𝘭𝘦𝘴𝘪𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘍𝘭𝘰𝘴𝘴𝘦𝘯𝘣ü𝘳𝘨 𝘢𝘶𝘧 𝘥𝘦𝘯 𝘚𝘱𝘶𝘳𝘦𝘯 𝘷𝘰𝘯 𝘌𝘥𝘪𝘵𝘩 𝘚𝘵𝘦𝘪𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘋𝘪𝘦𝘵𝘳𝘪𝘤𝘩 𝘉𝘰𝘯𝘩𝘰𝘦𝘧𝘧𝘦𝘳

Vom 2. bis 6. Mai 2025 machten sich 46 evangelische und katholische Christinnen und Christen aus Friedberg gemeinsam auf den Weg: eine ökumenische Gemeindefahrt in das schlesische Breslau, nach Görlitz und Herrnhut – und schließlich nach Flossenbürg. Im Mittelpunkt standen zwei große Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts: die heilige 𝗘𝗱𝗶𝘁𝗵 𝗦𝘁𝗲𝗶𝗻 und der evangelische Theologe 𝗗𝗶𝗲𝘁𝗿𝗶𝗰𝗵 𝗕𝗼𝗻𝗵𝗼𝗲𝗳𝗳𝗲𝗿, dessen 80. Todestag heuer begangen wird.

Beide wurden unter der Gewalt des Nationalsozialismus ermordet – und doch verbindet sie weit mehr als ihr Tod: ihr Denken, ihr Glauben, ihr Ringen um Wahrheit und ihr mutiges Zeugnis.

𝗘𝗱𝗶𝘁𝗵 𝗦𝘁𝗲𝗶𝗻, Jüdin, Philosophin, Christin, Ordensfrau, Märtyrerin, suchte mit scharfem Verstand nach Wahrheit. Als Philosophin des 20. Jahrhunderts dachte sie tief – und glaubte radikal. Ihr Weg zum Christentum war kein Bruch, sondern eine geistige und geistliche Kontinuität: vom jüdischen Denken über das Kreuz zur vollen Hingabe im Karmel. Ihre Taufe, ihr Klosterleben, ihr Tod in Auschwitz – all das war getragen von einer Liebe, die das Leiden nicht umgeht, sondern verwandelt. In seiner Predigt in Legnica deutete P. Steffen Brühl: „Edith Stein zeigt Europa, dass Vernunft und Glaube keine Gegensätze sind. Dass wahre Freiheit nicht in Selbstverwirklichung, sondern in Hingabe besteht. Und dass die Würde des Menschen nur da bewahrt bleibt, wo Gott nicht verschwiegen wird.“

Nicht ohne Grund wurde sie zur Patronin Europas ernannt: als Brückenfigur zwischen Judentum und Christentum, zwischen Vernunft und Glaube, zwischen Geist und Gebet.

𝗗𝗶𝗲𝘁𝗿𝗶𝗰𝗵 𝗕𝗼𝗻𝗵𝗼𝗲𝗳𝗳𝗲𝗿, evangelischer Pfarrer und Theologe, lebte aus einer klaren Nachfolge: Christus nachzugehen hieß für ihn, Verantwortung zu übernehmen – in Kirche, Gesellschaft, Politik. In der Gedenkstätte Flossenbürg, wo Bonhoeffer am 9. April 1945 auf Befehl Hitlers gehängt wurde, hielt P. Brühl eine eindrückliche Predigt über Bonhoeffers berühmte Gedanken zur Dummheit. „Dummheit ist gefährlicher als Bosheit“, hatte Bonhoeffer erkannt. Und er meinte damit nicht mangelnde Intelligenz, sondern das absichtslose Mitlaufen, das kritiklose Schweigen, die geistige Bequemlichkeit – das alles, was Unrecht möglich macht. Die Predigt war Mahnung und Einladung zugleich: Christen sollen nicht nur glauben, sondern auch unterscheiden, prüfen, widerstehen – mit dem Mut des Evangeliums. Gleichzeitig machte P. Brühl auf die bedrückenden Parallelen der 1920er und der 2020er Jahre aufmerksam. „Nie wieder ist jetzt!“, so der Friedberger Stadtpfarrer.

Die Stationen der Reise – Legnica, Breslau, die Friedenskirchen von Schweidnitz und Jauer, Görlitz, Herrnhut – waren mehr als Orte. Sie wurden zu Resonanzräumen. Was die Teilnehmenden verband, war nicht nur die gemeinsame Busfahrt, sondern ein gemeinsames Hören: auf das, was Menschen wie Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer auch heute noch zu sagen haben.

Die Teilnehmenden während der ökumenischen Gemeindefahrt, die von der evangelischen Vertrauensfrau Monika Göppel und dem katholischen Stadtpfarrer Steffen Brühl geleitet wurde, wuchs unterwegs zu einer geistlichen Weggemeinschaft zusammen. Man betete, lachte, schwieg und hörte gemeinsam – und kehrte verändert zurück.

Angesichts der aktuellen politischen, gesellschaftlichen und auch kirchlichen Lage war es eine wichtige Fahrt in das deutsch-polnische Grenzgebiet. Weil eben die Gefahr besteht, dass sich Geschichte wiederholt, war es wichtig, sich mit den den beiden Märtyrern  zu beschäftigen, aber nicht nur intellektuell vom Lesesessel zu Hause aus, sondern sich auf den Weg zu machen, umzufahren, Menschen erleben und Eindrücke zu sammeln

Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer stellen  uns auch heute noch Fragen – an uns, an unsere Kirchen, an unsere Länder, an unser Europa. Und ihr Leben und ihr Opfer geben uns die Antwort vor, wie wir leben sollen: wahrhaftig, frei und gottverbunden.

𝗪𝗮𝗵𝗿𝗵𝗲𝗶𝘁, 𝗱𝗶𝗲 𝗮𝘂𝘀 𝗙𝗿𝗲𝗶𝗵𝗲𝗶𝘁 𝗸𝗼𝗺𝗺𝘁.
𝗨𝗻𝗱 𝗙𝗿𝗲𝗶𝗵𝗲𝗶𝘁, 𝗱𝗶𝗲 𝗮𝘂𝘀 𝗚𝗼𝘁𝘁 𝗹𝗲𝗯𝘁.

Einige Eindrücke von der Gemeindefahrt in Bildern