WM in Katar – Wir schauen nicht zu

Nur noch wenige Tage und die Fußballweltmeisterschaft wird in Katar angepfiffen. Diesmal wird es kein Sommermärchen werden und auch kein Wintermärchen. Diese WM gleicht eher einem Albtraum – und wir schauen zu.

Bereits die Vergabe dieser WM an den Golfstaat Katar erscheint sehr fragwürdig. Die klimatischen Bedingungen dort sprechen gegen die Austragung eines Hochleistungssportturniers. Auch besaß Katar bei seiner Bewerbung weder die Erfahrung für Wettbewerbe dieser Art, noch die entsprechende Infrastruktur. Immer wieder wurden Vorwürfe laut, Katar hätte sich mit unlauteren Mitteln die WM „erkauft“. Der Weltfußballverband FIFA ermöglichte durch weitgehende Zugeständnisse, dass diese Weltmeisterschaft überhaupt stattfinden kann. So wurde z.B. die Austragung vom Sommer in den Winter verlegt, damit die Temperaturen für die Spieler erträglich sind. Und trotzdem werden die Stadien mit Klimaanlagen gekühlt werden müssen, was die Nachhaltigkeitsbilanz dieser Spiele stark belastet. Die Nachhaltigkeit dieses Turniers in ökologischer und sozialer Hinsicht ist katastrophal. Das Emirat Katar hat rund 2,7 Millionen Einwohner und ist flächenmäßig etwas kleiner als Schleswig-Holstein. Für die WM werden zwölf hochmoderne Sportstätten geschaffen, für die es nach dem Turnier vielfach  keine adäquate Verwendung mehr gibt. Viel prekärer ist aber die Frage, wie diese Stadien gebaut bzw. umgebaut werden. Ein so kleines Land ist dabei auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Seit Jahren schon werden die Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser Menschen scharf kritisiert. Amnesty International tat das immer wieder, z.B. in dem Bericht „Die hässliche Seite des schönen Spiels“.

Auch die grundsätzliche Menschenrechtslage in Katar ist hoch problematisch. Das Emirat ist eine absolute Monarchie. Der Emir herrscht mit uneingeschränkter Macht. Menschenrechtsverletzungen werden seit Jahren beklagt. Frauen haben nicht die gleichen grundlegenden Rechte wie Männer, eine freie Meinungsäußerung ist nicht möglich, anderen Religionen als dem Islam wird eine freie Entfaltung kaum ermöglicht. Menschen werden wegen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts und ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert.

Es gibt eine ganze Reihe von Sendungen, die sich mit der WM in Katar kritisch auseinandersetzen. Einige davon habe ich angeschaut und Ihnen die Links dazu unten zusammengestellt.

Die Fußball-WM 2022 hätte nicht an Katar vergeben werden dürfen. Es ist unter dem Nachhaltigkeitsaspekt widersinnig, schlimmer ist aber, dass diese WM in einem menschenrechtsmißachtenden Staat stattfindet. Grundsätzlich muss jeder für sich entscheiden, wie er sich dazu verhält. Wir wurden gefragt, ob es möglich wäre, Spiele der WM im Divano zu übertragen. Wir haben dafür die technischen Möglichkeiten mit Beamer, Großleinwand und Soundsystem. Wir haben uns aber entschieden, dass wir in unserer Pfarrei diese „WM der Schande“ nicht unterstützen wollen. Auch nicht dadurch, dass wir in unseren Räumen eine Übertragung ermöglichen. Im Divano wird es deshalb auch kein Public Viewing geben.

Jede andere Entscheidung wäre nicht vereinbar mit dem, was wir in unserer Pfarrei versuchen zu leben und zu predigen.

Wir schauen bei dieser WM nicht zu.

Stadtpfarrer P. Steffen Brühl SAC

Sendungen der ARD, die sich kritisch mit der WM in Katar auseinandersetzen:

„WM der Schande“ ARD, 4-teilige Dokumentation, je 30 Minuten,  https://bit.ly/3UEApwe

„Katar – warum nur?“ ARD, 43 Minuten, https://bit.ly/3AnprDP

„Sport.Macht.Politik.“ ARD, 44 Minuten, https://bit.ly/3u0WtG3

„WM der Lügen“ ARD, 30 Minuten, https://bit.ly/3GTmPBL

„Das Schweigen der Nationalmannschaft“ ARD, 20 Minuten, https://bit.ly/3F5aclJ