Mitten unter den Menschen: Vinzenz Pallotti

Da sitzt jemand mitten unter den Menschen, manchmal aber auch ganz allein, im Kirchenschiff von St. Jakob. Es ist Vinzenz Pallotti.

Vinzenz Pallotti lebte von 1795 bis 1850 in Rom. Er stammte aus einer religiösen Familie. Pallotti wurde Priester. Zeitgenossen beschrieben ihn so: klein, leicht gebeugt, mager und bleich, mit Glatze und einer hohen Stirn, dunkelblaue Augen, gütig. Er pflegte immer schnell zu gehen, war meist höflich und achtete darauf, niemandem auf die Nerven zu gehen. Er war in Rom allgemein bekannt. Viele Menschen fühlten sich von ihm angezogen, man zollte ihm hohen Respekt.

1835 hatte er eine Inspiration. Er erkannte die Notwendigkeit, zunächst seine Gefährten, dann aber darüber hinaus möglichst viele Menschen, Laien wie Priester, zusammenzuführen, um für die Reform der Kirche, die sich in einem desolaten Zustand befand, zu arbeiten und den Not leidenden Menschen beizustehen. Gemeinsam sollten sie einer dreifachen Aufgabe nachgehen:

* den Glauben innerhalb der Kirche neu entfachen und vertiefen,
* der weltweiten Armut entgegenwirken,
* die grenzenlose Liebe Gottes allen Menschen auf der Welt weitergeben.

Pallotti war eine Persönlichkeit, die große Gegensätze in sich vereinte: Zeit seines Lebens blieb er in Rom und Umgebung. Dennoch hatte er einen Blick für die globale Dimension der Kirche und die weltweiten Nöte der Menschen. Politisch dachte er konservativ, war aber in vielem überraschend innovativ und seiner Zeit weit voraus, was ihm selbst allerdings kaum bewusst wurde. Demokratie als Regierungsform blieb ihm zwar fremd, zugleich aber war ihm die Beteiligung möglichst vieler, letztlich aller an der Verantwortung in Kirche und Welt wichtig. Pallotti war papsttreu und zugleich auch laienorientiert.

Er hatte ein traditionelles, seiner Zeit entsprechendes Priesterbild, kritisierte aber auch mit scharfen Worten die zahlreichen Missstände im Klerus. Falsche Rücksichten kannte er da nicht. Die Vielfalt der Kirche faszinierte Pallotti. Er betrachtete sie als Aufgabe und war doch zugleich ganz auf das Wachsen einer Einheit ausgerichtet. Eine Herde mit einem einzigen Hirten – das war sein Traum für die Kirche und für die ganze Menschheit. Viele seiner Ideen wurden im zweiten vatikanischen Konzil (1962-1965) aufgegriffen, weshalb er 1963, während des Konzils, von Papst Johannes XXIII. heiliggesprochen wurde.

Seit den 1970er Jahren wird die Stadtpfarrei St. Jakob von Pallottinern betreut. Seitdem findet sich viel von Pallottis Geist und seiner Spiritualität in unserer Gemeinde wieder.