Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen in der Pandemie in Friedberg

Vereint im Gedenken – 18. April 2021

Mitten im Grünen sollte der Friedberger Gedenkgottesdienst für alle Verstorbenen in der Corona-Pandemie begangen werden. Grün als Zeichen des Lebens. So suchten sich die evangelische Gemeinde Der gute Hirte und die katholische Stadtpfarrei St. Jakob den Weiher unterhalb des Wittelsbacher Schlosses für das gemeinsame Gedenken aus.

Ein weiteres Zeichen des Lebens brannte auf dem Steg im Wasser: die Osterkerze. Zeichen dafür, dass seit dem Osterereignis der Tod keine Macht mehr über das Leben hat. Er ist zur Tür geworden, die das Leben hier mit dem Leben in Gott verbindet.

In diesem Gedenkgottesdienst am Nachmittag des 18. April gedachten Vertreter der beiden christlichen Kirchen, der türkisch-islamischen Gemeinde und der Stadt Friedberg allen, die im letzten Jahr verstorben sind. Viele von ihnen, ohne dass die Angehörigen sie begleiten oder in rechter Weise Abschied nehmen konnten.

Über 100 Friedbergerinnen und Friedberger nahmen an diesem Gedenken teil, auch selbst Betroffene. So drückten fünf von ihnen ihre Gefühle in kurzen Gebeten aus: eine Mutter, die ihren Sohn verloren hat, eine Tochter, die Abschied von ihrer Mutter nehmen musste, eine Freundin, die nur über Telefon Kontakt halten konnte, eine Krankenschwester, die Nähe schenkte, ein Klinikseelsorger, der versuchte, die Einsamkeit im Sterben etwas zu mildern.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte während der nationalen Gedenkfeier am gleichen Tag in Berlin: „Vor mehr als einem Jahr ist die Pandemie über uns hereingebrochen. Sie hat tiefe Wunden geschlagen und auf schreckliche Weise Lücken gerissen – in unserem Land, in Europa, in der ganzen Welt.“

Darauf ging Stadtpfarrer P. Steffen Brühl ein, als er festhielt, dass es sich bei der Corona-Pandemie nicht um eine lokale Katastrophe handle wie bei einem Unglück, Unfall oder Unwetter. Auch nicht um eine nationale Katastrophe wie bei einem Krieg, sondern um eine weltweite Katastrophe. Zum ersten Mal seit langer Zeit leide wieder die ganze Welt gemeinsam und trauere um liebe Menschen. Diese weltweite Katastrophe brauche auch eine weltweite Solidarität, so der Stadtpfarrer.

Den Blick auf die konkrete Situation in Friedberg lenkte Pfarrer Falko von Saldern von der evangelischen Gemeinde. Er sprach den Anwesenden den Trost der Heiligen Schrift zu. Der Apostels Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm 8,38).

Weil vielen das Abschiednehmen von ihren Lieben in rechter Weise nicht möglich war, lud Pater Brühl die Anwesenden ein, sich an die Verstorbenen zu erinnern, sie nicht zu vergessen. Als Symbol, dass auch die Stadtgesellschaft die Verstorbenen des letzten Jahres nicht vergessen will, wurde ein Gedenkbuch aufgeschlagen. Für die evangelische Gemeinde trug Vertrauensfrau Monika Göppel, für die katholische Gemeinde Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gabriele Muhr, für die türkisch-islamische Gemeinde Vorstand Oussof und für die Stadt Friedberg Bürgermeister Roland Eichmann stellvertretend jeweils einen Namen in das Buch ein.

Mit einem gemeinsamen Segen endete die sehr eindrückliche und ergreifende Gedenkfeier, die von den Lechrain Musikanten würdevoll umrahmt wurde.