Wir haben ein neues Hungertuch in der Kirche hängen. Es soll uns durch diese Fastenzeit begleiten. Anders als die Hungertücher der letzten Jahre ist es diesmal sehr gegenständlich. Es wirkt – und zwar ziemlich stark.

Schauen Sie sich das Bild einmal an. Sie sehen eine düstere, grau-blau-schwarze Szenerie. Sie sehen von oben einen großen Haken herunterhängen. Sie sehen an diesem Haken einen Menschen. 

Der Mensch kämpft nicht. Will sich nicht befreien. Er hängt am Haken. Die Körperspannung verrät uns, dass er noch lebt. Aber viel Lebenswille scheint nicht in ihm zu sein. Würde er sich vom Haken befreien, er würde herunterfallen. Und man kann nicht erkennen, wohin er fallen würde. Das Unten liegt im Dunkeln.

Es ist ein beklemmendes Bild. Es hat etwas mit Gefangen-Sein zu tun, Nicht-los-kommen-Können. 

Wenn ich mir dieses Bild betrachte, dann kommen mir unwillkürlich so Fragen wie: Was hat mich am Haken? Von was komme ich nicht los? Was lässt mich nicht los? Von was will ich nicht loskommen?

Wenn Sie genau hinschauen, dann sehen Sie, dass die Verbindung zwischen Haken und Mensch recht dünn ist. Sie könnte auch reißen. Dann würde der Mensch fallen. Auf diesem Bild ins Ungewisse.

Ich denke nochmal an das, was mich am Haken hat. Wenn ich jetzt vom Haken gelassen werde, wie geht es mit mir dann weiter? Ist das auch ein Fall ins Ungewisse? Ist da jemand oder etwas, das mich auffängt, wenn ich falle? Oder würde ich mich lieber an den Haken klammern, weil ich da wenigstens weiß, was mich erwartet?

Ich bin mir sicher, dass unser Gott einen aufrechten Menschen haben möchte. Das, was wir auf diesem Bild sehen, ist – leider Gottes – viel zu oft Realität. Viel zu viel werden wir gefangengehalten von einer Sucht, einer Krankheit, von unserer Schwachheit, von unserem Temperament, vom Dickkopf, etc. etc. Aber Gott will den freien Menschen. 

Nehmen wir das doch als Impuls mit in diese Fastenzeit: immer mal wieder den Tag Revue passieren zu lassen, mich zunfragen: Was hatte mich heute am Haken. Und Gott zu bitten: Lass mich frei werden. Mein Vorschlag für ein Nachtgebet.

P. Steffen Brühl

Mit verschiedenen Angeboten möchten wir Sie durch die Fastenzeit 2021 begleiten.

• • Familien-Aktion „Heute werde ich“ – mehr dazu hier
• • Mit der Apostelgeschichte durch die Fastenzeit – mehr dazu hier
• • „Dasein vor Christus“ Zeit vor dem Allerheiligsten mit Stille und Musik, freitags 19 Uhr im Pfarrsaal – mehr hier
• • Gottesdienst mit „Bibel-Teilen“ zum wöchentlichen Bibelimpuls donnerstags um 18.30 Uhr im Pfarrsaal – mehr dazu hier
• • Es gibt in der Fasten- und Osterzeit 2021 wieder den „Brief aus Sankt Jakob“ für unsere älteren Gemeindemitglieder – mehr hier
• • Die Pfarrjugend sendet Jugendlichen und jungen Erwachsenen täglich einen Impuls für die Fastenzeit via Messangerdienst Telegram aufs Handy: https://t.me/joinchat/IEf-ojVigLnWZQ2p