Rückgrat zeigen
Seligsprechung des Pallottiners Richard Henkes

Am 22. Februar 1945 stirbt der Pallottinerpater Richard Henkes im Alter von 44 Jahren im KZ Dachau, in unserer Nachbarschaft. Er stirbt, weil er sich opferte. Ein Wort, das heute schwierig geworden ist. Aber es stimmt, kein anderes Wort gibt das, was er tat besser wieder. Er opferte, er gab sein Leben für andere – und das ganz bewusst. 

Ins KZ kam der Westerwälder, weil er seinen Mund nicht halten wollte. „Einer muss doch die Wahrheit sagen“, schreibt Pater Henkes und predigt gegen die Machenschaften des NS-Regimes.   Ein Zeitzeuge berichtete: „Seine Predigten waren Stadtgespräch. Man spürte, dass er das zu sagten wagte, was viele von uns nicht mehr zu sagen wagten.“

Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo schreibt P. Henkes: „Am Anfang habe ich noch um meine Freiheit gebetet, jetzt habe ich mich durchgerungen, …Deo gratias zu sagen.“ Denn: „Schließlich muss ich ja wahrmachen können, was ich anderen gepredigt habe.“

Pater Henkes war ein Mann, der das Böse beim Namen nennt und dafür die Konsequenz trägt. Er lässt sich nicht verbiegen. Dabei zieht er seine Kraft aus dem Glauben: „Herr, weil Du’s willst, drum ist es gut; und weil Du’s willst, drum hab ich Mut.“ Dieses Gebet betet Pater Henkes täglich.

Er spürt, warum ihn der Herr in die Hölle von Dachau geführt hat. Weil er so den Menschen beistehen kann. Denen, die ohne Hoffnung sind, denen die krank sind, denen die am Sterben sind. Ein KZ-Arzt berichtet später, wie sehr ihn P. Henkes beeindruckt habe. Er habe sich für die Kranken und Sterbenden aufgeopfert und mit den Kranken sehr viel gebetet und ihnen die Kommunion gereicht.

Mitgefangene im KZ sagen über P. Henkes: „Er fegte Bretter und Pritschen sauber, wusch die verdreckten, schwitzenden, stinkenden, zu Skeletten ausgemergelten Leiber, sammelte verlauste Kleider und verbrannte sie. Er stand den Sterbenden bei, den körperlich Entkräfteten, den moralisch Zusammengebrochenen sprach er Mut zu.“

Warum spricht P. Henkes auch heute noch an? Weil er bereit war, Rückgrat zu zeigen in einer Zeit, als viele den Mund hielten oder lieber mitjubelten? Weil er auch in der Hölle Mensch blieb? Weil er uns zeigt, wie wichtig es ist – auch heute – gegen Unmenschlichkeit und Gottvergessenheit aufzustehen?

Am 15. September wird Pater Richard Henkes selig gesprochen. Er ist ein Vorbild im Gottvertrauen und in der Nächstenliebe.