Die Normalität der Freundschaft

Das Internationale Freundschaftsfest ist unspektakulär, und das ist gut so. Keine aufwändig inszenierte Show, kein Eventcharakter, kein teures Catering. Wenn die Friedberger beim Freundschaftsfest zusammenkommen, so hat es den Charakter einer Gartenparty unter Nachbarn – selbstgebrachte Köstlichkeiten, gute Unterhaltung, kühles Bier, lockere Musik im Hintergrund, spielende Kinder. Das Freundschaftsfest ist eben deshalb so kraft- und wertvoll, weil es die gegenseitige Freundschaft und Zuneigung unter Katholiken und Protestanten, unter „Alteingesessenen“ und „Zuagroasten“, unter Alt und Jung nicht als Ausnahmesituation darstellt, sondern als gelebte und geliebte Normalität.

Farhad Jooyenda im Pfarrzentrum

Aber auch deshalb war es so wichtig, dass dem Herzstück des gemeinsamen Feierns das Gegenbild zu dieser Normalität am Freitagabend vorausging. P. Markus Hau erzählte in seiner Eigenschaft als Missionssekretär der Pallottiner von den vielfältigen Bemühungen seiner Gemeinschaft, weltweit den Ärmsten und Verlassenen neue Chancen zu geben, untermalt von der Musik Farhad Jooyendas, der in seinen Liedern zwischen der Trauer über seine verlorene Heimat Afghanistan und der Aufregung über den Neuaufbruch in Deutschland changiert.

Die Armut, die Verlassenheit, die Angst – das sind Gefühle und Zustände, die für viele Leute ebenfalls normal sind. Sie sollten es aber nicht sein, und auch deshalb ist das Freundschaftsfest ein Zeichen: So wie wir es geschafft haben, nicht nur Normalität, sondern sogar echte Freundschaft zwischen uns entstehen zu lassen (noch vor nicht allzu langer Zeit wäre es geradezu undenkbar gewesen, dass Katholiken, Protestanten und Muslime gemeinsam dergestalt feiern), so wollen auch wir all denjenigen, denen dies nicht vergönnt ist, dabei helfen, diese Normalität herzustellen.

Das Freundschaftsfest ist normal, vielleicht sogar etwas banal, und gerade deshalb es ist schön. Aber wir dürfen darüber nicht vergessen, dass unsere Freundschaft nicht immer eine Selbstverständlichkeit war, sondern erarbeitet und manchmal sogar erkämpft werden musste. Und der Weg ist nicht zu Ende, noch lange nicht: Erst wenn die Ärmsten dieser Welt es einst auch als Selbstverständlichkeit empfinden, friedlich und freundschaftlich gemeinsam zu essen, zu trinken, zu plaudern und der Musik zu lauschen – erst dann ist unser Auftrag als Christen, als Muslime, als Menschen wirklich erfüllt.

Der internationale Tag der Freundschaft geht auf eine Initiative Paraguays aus dem Jahr 1958 zurück. Er soll an die Freundschaft zwischen Personen, Ländern und Kulturen erinnern.
Im Jahr 2011 wurde der Internationale Tag der Freundschaft von den Vereinten Nationen offiziell für den 30. Juli ausgerufen.
Seit 2013 wird der Internationale Freundschaftstag auch in Friedberg mit einem Fest, veranstaltet von der Stadt Friedberg und der katholischen, evangelischen und islamischen Gemeinde, begangen.