Bischof Bertram weiht Frater Marcus Grabisch in Sankt Jakob zum Diakon

Bischof Dr. Bertram Meier hat heute in der Friedberger Stadtpfarrkirche St. Jakob den Pallottiner fr. Marcus Grabisch SAC zum Diakon geweiht. In seiner Predigt ging er auf das Spannungsverhältnis zwischen der „Praxis der Schürze“ und der „Dogmatik der Stola“ ein.

„Was ist das typische Kleidungsstück eines Klerikers?“, fragte Bischof Bertram zu Beginn seiner Predigt. Für viele sei dies die Stola, die „Grundausstattung eines jungen Klerikers.“ Das Textil komme ursprünglich aus den antiken Religionen Roms und Griechenlands und habe eine Person als abgesondert und herausgehoben vom profanen Umfeld markiert. „Es darf nicht an Zeichen fehlen, die das Besondere oder den Herausgehobenen auszeichnen. Beim Priester ist es die Stola“, betonte Bischof Bertram. Die geweihten Stolenträger repräsentierten den geheimnisvollen, fernen Gott und brächten ihn zugleich nahe.

Darin liege aber auch die Gefahr des Überhöht-Werdens, erklärte Bischof Bertram und zitierte den Priester Engelbert Groß, der über die Stola als Zeichen schrieb: „Achtung! Hier ist Verehrung, hier ist Distanz vorgeschrieben. Hier gilt Kniebeuge und hier erscheint Hochwürden.“ Tatsächlich sei aber Christus gemäß biblischer Überlieferung ganz anders gekleidet gewesen. So berichte das Johannesevangelium, das Jesus beim letzten Abendmahl aufgestanden sei und sich eine Schürze umgelegt habe, bevor er seinen Jüngern die Füße wusch. „Das liturgische Kleidungsstück bei der ersten Messe, die Jesus feiert, ist keine Stola, sondern eine Schürze, ein Arbeitskittel“, betonte Bischof Bertram: „Der Herr der Kirche leistet Sklavendienst, alles andere als hochwürdig“.

Seitdem stünden Eucharistie und Weihe „in der Spannung zwischen Stola und Schürze.“ Im Kern gehe es dabei um das Verhältnis zwischen Liturgie und Diakonie. Für alle Kleriker gelte die Frage: „Wie bringe ich die Schürze Jesu zusammen mit der Stola der Kirche?“ In der Geschichte der Kirche habe die Dogmatik der Stola oft die Praxis der Schürze verdrängt. Papst Franziskus hingegen lege großen Wert darauf, an die Ränder zu gehen: „Der Papst will nicht, dass die Gefangenen vor ihm auf die Knie fallen, sondern er selbst geht in die Knie, um ihnen die Füße zu waschen.“

Unter Gebet und Handauflegung spendete Bischof Bertram dem jungen Pallottiner anschließend die Diakonenweihe. In den sich anschließenden ausdeutenden Riten legte fr. Marcus Stola und Dalmatik an und empfing das Evangeliar aus den Händen des Bischofs als Zeichen für den Auftrag der Glaubensverkündigung: „Was du liest, ergreife im Glauben; was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“

Die päpstliche Praxis möge ein Vorbild für fr. Marcus sein, sagte Bischof Bertram abschließend in seiner Predigt. „Allein die Schürze, mit der Jesus beim Abendmahl den Jüngern die Füße wusch, berechtigt ihn dazu, von heute an die Stola anzulegen“, betonte er und legte dem neugeweihten Diakon ans Herz: „Lieber Bruder Marcus, was immer an Weihen, Vollmachten, Aufgaben und Ämtern auf Sie zukommen mag: Vergessen Sie die Schürze nicht!“

Fr. Marcus Grabisch wurde 1988 geboren und wuchs in der mecklenburgischen Küstenstadt Ribnitz-Damgarten auf. Nach einer Ausbildung zum Elektroniker bei der Deutschen Bahn entschied er sich für das geistliche Leben und begann zunächst eine Priesterausbildung für das Erzbistum Hamburg, bevor er 2015 als Novize in die Gemeinschaft der Pallottiner eintrat. Nach einem Jahr als pastoraler Mitarbeiter in der Stadtpfarrei St. Jakob-Friedberg, wo auch das deutsch-österreichische Provinzialat der Pallottiner ansässig ist, lebte er ein weiteres Jahr in Washington, D.C. Fr. Marcus ist seit 1. September dieses Jahres in der Pfarreiengemeinschaft Neuburg als Pastoralpraktikant und seit heute als Diakon tätig.

Julian Schmidt/pba

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Fotos: Julian Schmidt/pba