Weltjugendtag in Portugal

Friedberger Jugendliche erleben in Lissabon eine weltumspannende Gemeinschaft

„Katholisch“ kommt aus dem Griechischen und heißt „weltumspannend“. Genau das haben die 15 Teilnehmenden aus der Friedberger Stadtpfarrei St. Jakob erlebt, als sie vom 31. Juli bis 6. August 2023 zum Weltjugendtag der Katholischen Kirche nach Lissabon reisten. Mehr als 1,5 Millionen Jugendliche aus aller Welt fanden sich zusammen, um ihren Glauben zu feiern – eine Tradition, die von Papst Johannes Paul II. vor fast 40 Jahren ins Leben gerufen wurde.

Bevor es losging wurden die jungen Pilgernden aus St. Jakob am 23. Juli im Patroziniumsgottesdienst gesegnet und von der Gemeinde mit Applaus auf ihren Weg zum Weltjugendtag ausgesandt. Begleitet wurden sie von Pater Steffen Brühl, dem Stadtpfarrer von Friedberg, und Dr. Kristina Roth, der Präses der Pfarrjugend St. Jakob.

Volle Unterkunft in einer Grundschule

Die Unterkunft für die Gruppe aus Friedberg befand sich in einer Grundschule, die den Namen des portugiesischen Dichters Teixeira de Pascoais trug. Sie teilte sich ihr Klassenzimmer mit Jugendlichen aus Frankfurt am Main und aus Polen. Im Verlauf der Tage füllte sich die Schule so sehr, dass sogar Gänge zu Schlafplätzen umfunktioniert werden mussten. So kamen auch Teilnehmende aus Südamerika hinzu, und die Schule verwandelte sich in ein Weltjugendtreffen im Kleinen.

Die Enge in der Schule störte die Jugendlichen aus Friedberg jedoch nicht, da sie hier nur die Nächte verbrachten. Den Rest der Zeit verbrachten sie damit, an den zahlreichen Veranstaltungen und Gottesdiensten teilzunehmen, andere Jugendliche zu treffen und sich auszutauschen sowie gemeinsam zu singen und zu beten.

Herzlicher Willkommensgottesdienst im Park

Die erste zentrale Veranstaltung war der Willkommensgottesdienst im Parque Eduardo VII. mit Manuel Kardinal Clemente, dem Patriarchen von Lissabon. Hier setzten sich die Jugendlichen einfach ins Gras unter die schattenspendenden Bäume und erlebten die Messe auf großen Videoleinwänden. Mit UKW-Radios konnten sie die Lesungen, Ansprachen und die Predigt in verschiedenen Sprachen empfangen.

Papst Franziskus kam am darauffolgenden Tag in Lissabon an. Nach der Begrüßung durch den portugiesischen Staatspräsidenten Marcelo Rebelo de Sousa, der sich schon in seiner Jugend bei der Ação Católica Portuguesa engagierte und bis heute ein überzeugter und aktiver Katholik ist, traf sich der Heilige Vater dann auch mit den Jugendlichen zu einem „Receção de boas-vindas“, einem Willkommensempfang. Hier rief der Papst den jungen Leuten aus aller Welt zu: „Habt den Mut, Ängste durch Träume zu ersetzen“.

„Rise-up“ mit morgentlichen Katechesen

Die Tage danach waren geprägt durch verschiedene Katechesen, „Rise-up“ genannt, die die Bischöfe der Weltkirche an mehr als 270 Orten in Lissabon in mehr als 30 Sprachgruppen hielten und Themen wie „Integrale Ökologie“, „Soziale Freundschaft“ und „Barmherzigkeit“ behandelten. Laut Weltjugendtagskomitee sollten die Katechesen „eine Zeit der Reflexion, des Zuhörens und des Austauschs bieten“ und die jungen Menschen ermutigen, ein „’gemeinsames Haus‘ mit ihren Träumen zu bauen“. Als „gemeinsames Haus“ bezeichnete Papst Franziskus schon öfter unsere Erde. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier war dabei, um den Jugendlichen zuzuhören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Neben den Katechesen gab es auch Gelegenheiten, die Umgebung zu erkunden. Die Friedberger Gruppe entschied sich für einen Ausflug nach Belém, da der öffentliche Nahverkehr während des Weltjugendtags kostenlos war.

Tag der theologischen Themen in Belém

In Belém steht nicht nur das architektonisch wie auch historisch bedeutsame Hieronymitenkloster, hier befand sich während des Weltjugendtags auch die „City of Joy“, die einlud, die unzählig vielen katholischen Gruppierungen, Verbände, Wohlfahrtsorganisationen, Orden, Einrichtungen etc. kennenzulernen, die weltweit tätig sind. Außerdem gab es die Möglichkeit zur Beichte, zur Eucharistischen Anbetung oder zum geistlichen Gespräch. Auch für die jungen Leute aus Friedberg drehte sich der Tag in Belém um die großen theologischen Fragen: „Warum bin ich auf der Welt?“, „Wie kann ich Gott erkennen?“, „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“. Im gemeinsamen Gespräch mit ihrer Präses und ihrem Pfarrer wurden viele Gedanken ausgetauscht, miteinander diskutiert, gesungen und gebetet.

Deutsches Pilgerzentrum mit schönem Garten

Anlaufpunkt der Friedberger Gruppe war immer wieder das deutsche Pilgerzentrum, das während des Weltjugendtags im Goethe-Institut neben der deutschen Botschaft am Campo dos Mártires da Pátria unterkam. Im Garten des Instituts fand sozusagen ein „deutscher Jugendtag“ statt, denn hier trafen sich Jugendliche aus dem ganzen deutschsprachigen Gebiet, um einen Cafézinho miteinander zu trinken oder auf der Bühne einer der christlichen Rockbands zu lauschen. Manch eine ließ sich dabei sogar zum Mittanzen hinreißen.

Es fanden aber auch interessante Veranstaltungen im deutschen Pilgerzentrum statt. Ein Teil der Gruppe nahm gemeinsam mit rund 250 anderen jungen Menschen aus der ganzen Welt am International Youth Hearing „Klimagerechtigkeit und Kolonialismus – Perspektiven für eine gerechte Zukunft“ teil.
Oder am Format „Ask The Bishop“, zu dem verschiedene deutschsprachige Bischöfe kamen und sich den Fragen der Jugendlichen stellten – frei, ohne Vorgaben, Textvorlagen oder Absprachen. Gefragt werden konnte, was den jungen Leuten auf dem Herzen lag, und die Bischöfe antworteten frei von der Leber weg.

Neben den intensiven Gesprächen und dem Gebet gab es auch viel Musik, Tanz und kulturelle Veranstaltungen in der Lissabonner Innenstadt. Der Weltjugendtag verwandelte die Stadt in ein großes Youth Festival, mit dutzenden Bühnen und Gelegenheiten, bei denen Jugendliche aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenkamen, um gemeinsam zu feiern.

Die Friedberger Gruppe zog bereits bei ihrer Ankunft das Interesse der Medien auf sich, vielleicht wegen der speziell gestalteten Baseball-Caps, auf denen das Weltjugendtagslogo mit dem Kirchturm von Sankt Jakob zu sehen war. Dies war eine klare Botschaft: Friedberg ist bunt und mitten im Geschehen. Die jungen Leute wurden von verschiedenen Fernsehteams interviewt, darunter portugiesische und deutsche Sender sowie der Schweizer Rundfunk.

Lissabon bewältigte den Ansturm von 1,5 Millionen Pilgernden aus der ganzen Welt ausgezeichnet. Die portugiesische Hauptstadt hat selbst nur 550.000 Einwohner und eine Infrastruktur, die nicht auf das Dreieinhalbfache ausgelegt ist. Mit dutzenden Medical Points, die ad hoc überall in der Stadt eingerichtet wurden, mit einer verstärkten Präsenz hilfsbereiter und freundlicher Polizeikräften und mit tausenden Volunteers, deutlich erkennbar an ihren gelben T-Shirts mit dem großen „V“, konnte auf jede Gegebenheit gut eingegangen werden. Etwas hinderlich war nur, dass der Innenstadtkern aus Angst vor Terroranschlägen komplett für den Kraftverkehr gesperrt war. D.h. es fuhren keine Autos, aber auch keine Busse, keine Straßen- und auch keine U-Bahnen durch diesen Bereich. Auch der Luftraum war gesperrt. Das alles sorgte für etwas Verwirrung, weil die Navigationssysteme die Sperrung gerade bei der ÖPNV-Routenplanung nicht berücksichtigten. So konnte eine halbe Stunde Anreise zu einer Veranstaltung schon mal das Dreifache der ursprünglichen Zeit in Anspruch nehmen. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, dann wurde die Gitarre ausgepackt und ganz schnell verwandelte sich ein Bus, ein U-Bahn-Wagon oder ein Bahnsteig in ein Sing-along-Gathering.

Spontane Treffen waren die heimlichen Höhepunkte

Diese spontanen Momente waren die heimlichen Höhepunkte des Jugendtreffens. Jugendliche unterschiedlichster Herkunft versammelten sich, um gemeinsam Lieder zu singen, zu tanzen und zu spielen. Innerhalb von Sekunden verschwanden kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren, und sie wurden zu einem Teil dieser weltumspannenden Gemeinschaft.

Und bevor man wieder auseinander ging, tauschte man gegenseitig Andenken aus. Die Friedberger Gruppe hatte kleine Jakobsmuscheln zum Tausch dabei und, Dank einer Spende der Pallottiner, Anhängermedaillen, die auf der Vorderseite Vinzenz Pallotti und auf der Rückseite das Motiv „Maria, Mutter der göttlichen Liebe“ zeigten.

Vigil und Abschlussmesse mit dem Papst am Strand

Die spirituellen Höhepunkte des Ereignisses waren zweifellos die Nachtwache, Vigil genannt, und der Abschlussgottesdienst mit Papst Franziskus am Strand der Tagus-Flussmündung im Parque Tejo-Trancão. Die nächtliche Vigil wurden von mitreißender Musik, beeindruckenden Tanz-Choreografien und bewegenden Gebeten begleitet, die tief in die Herzen der Jugendlichen drangen. Die Tradition, auf dem Feld zu übernachten und bis zur Messe am Vormittag zu bleiben, schuf eine besondere Gemeinschaftserfahrung. Obwohl der Platz knapp war, schien das niemanden zu stören. Auch den Friedberger Jugendlichen war das egal, hatten sie doch auf dem in Sektionen eingeteilten Feld mit dem Sektor A0 einen hervorragenden Platz zugeteilt bekommen.

In aller Früh wurden die schlafenden Jugendlichen mit christlichen Elektro-Beats des DJ-Priesters Guilherme Peixoto geweckt. Dieser Auftritt des portugiesischen Militärgeistlichen löste im Nachklang einen wahren Multi-Media-Hype aus. Seine Set-List bei Spotify wurde zum Hit.

In der Predigt während des Abschlussgottesdienstes ging Papst Franziskus nochmals auf die drei Hauptbotschaften ein, die er den jungen Menschen aus der ganzen Welt ans Herz legen wollte. Er rief sie auf, sich nicht von der Angst leiten zu lassen, sondern von den Träumen und so eine bessere Welt zu schaffen, in der die Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben können. Er ermutigte die junge Generation auch dazu, Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung zu übernehmen. Wir sollen die Erde behüten, nicht sie unterwerfen. Die Bewahrung der Schöpfung geht uns alle an, und alle müssen ihren Beitrag dazu erbringen. Schließlich rief er den jungen Leuten dreimal das Wort „todos“ zu – seine Antwort auf die Frage für wen die Kirche offen sei: für alle, alle, alle. Damit setzt sich der Papst für eine offene Kirche ein und widerspricht reaktionären Tendenzen, aus der „Kirche für alle“ eine „Kirche für wenige (Auserwählte)“ zu machen.

Am Ende des Abschlussgottesdienstes sprach der Papst noch zwei Einladungen an die Jugendlichen aus. Er lud sie zum nächsten internationalen Weltjugendtag 2027 nach Seoul in Südkorea ein und zu einem internationalen Jugendtreffen während des Heiligen Jahres 2025 nach Rom.

Nach dem Abschlussgottesdienst näherte sich auch der Abschluss des Weltjugendtags für die Friedberger Gruppe. Mit einem gemeinsamen Abendessen verabschiedete man sich voneinander, denn ein Teil der Gruppe blieb noch für einen angehängten Sommerurlaub im Land, andere brachen auf zu einem Familienbesuch, andere traten die Rückreise nach Deutschland an. Für alle aber waren die vergangenen Tage des Weltjugendtreffens ein wichtiges und schönes Erlebnis, voll des tiefen Gefühls, Teil der nächsten Generation einer weltumspannenden, wirklich katholischen Kirche zu sein, die Christus im Herzen trägt und leuchtende Botschafterinnen und Botschafter des Friedens und der Gerechtigkeit sind.

In der Abendmesse am Sonntag, 24. September 2023, um 18.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Jakob werden die Teilnehmer von ihrer Reise zum Weltjugendtag berichten und den Gottesdienst mitgestalten. Herzliche Einladung an alle!

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