Entdecken Sie einen der ältesten Wallfahrtsorte Bayerns und die Kirche, die an der „Wiege des bekennenden Christentums“ steht, nach der Generalsanierung. ganz neu
»Tag des offenen Denkmals«: St. Afra im Felde
Der »Tag des offenen Denkmals« rückt in diesem Jahr zwei Friedberger Wallfahrtskirchen in den Fokus: Maria Schnee im Ortsteil Wulfertshausen und St. Afra im Felde im Ortsteil St. Afra.
Das bundesweite Leitmotto der größten Kulturveranstaltung Deutschlands, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz seit 1999 organisiert•, lautet 2025:
Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?
PROGRAMM
11:30 Uhr
GOTTESDIENST
Thema:
„Gebaut aus Glaube, getragen von Hoffnung – was die Wallfahrtskirche St. Afra im Felde so ‚wert-voll‘ macht“.
Zelebrant und Prediger: Stadtpfarrer P. Steffen Brühl
Orgel: Monika Trinkl-Peters
13:00 Uhr
FÜHRUNG
„Raum für das Heilige – wie Liturgie lebt und Räume prägt“
Gedanken zur Umgestaltung von St. Afra im Felde | ca. 45 Min | P. Steffen Brühl, Rector ecclesiae der Wallfahrtskirche und Stadtpfarrer
15:00 Uhr
FÜHRUNG
„Bauen im Denkmal“
Die Sanierung der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde 2021-2024 | ca. 45 Min. | Christian Huber, Architekt der Sanierungsmaßnahme
16:30 Uhr
FÜHRUNG
„Zwischen Weihrauchduft und Pulverdampf“
Geschichte(n) rund um St. Afra | ca. 45 Min | Karl Ritter, Aframesner a.D.
ganztägig
Mit verschiedenen Infotafeln in der Kirche können Sie sich den ganzen Tag über die kulturelle, spirituelle und architektonische Geschichte dieses Orts und der Wallfahrtskirche selbst erschließen.
An der Multimedia-Station sehen Sie unsere Wallfahrtskirche St. Afra im Felde in Fernsehbeiträgen. Smartphone nötig mit Internetzugang (mobile Daten).
Es gibt auch ein Kinderprogramm: Als kleine Forscherinnen und Forscher können Kinder sich auf den Weg durch die Wallfahrtskirche machen und den Schatz suchen, der dort verborgen ist. Jüngere Kinder brauchen hier die Unterstützung von Erwachsenen oder älteren Geschwistern.
18:00 Uhr
GOTTESDIENST
Abendlob
Eines erbitte ich von Gott:
im seinem Haus bleiben zu dürfen,
alle Tage meines Lebens;
seine Freundlichkeit zu erfahren
und seinen Tempel zu bewundern.
(Ps 27,4 Ütr)
Wir beschließen den »Tag des offenen Denkmals« in der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde mit einer kurzen Wort-Gottes-Feier und dem Segen.
ZUM WEITERLESEN
Das Leitmotto, das die Organisatorinnen und Organisatoren für den »Tag des offenen Denkmals 2025« ausgesucht haben, will ja anscheinend durch die Doppeldeutigkeit mancher Begriffe, provozieren.
Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?
Wir sagen da „Challenge accepted“ und haben das Motto für St. Afra durchbuchstabiert. Für, die, die sich etwas tiefer einlesen wollen, einfach auf das Plus klicken…
St. Afra ist wert-voll?!
Die Wallfahrtskirche St. Afra im Felde ist ein ausgesprochen wert-voller Ort und ein Ort voller Werte, weist sie doch auf den Ort hin, an dem der Überlieferung nach die heilige Afra als erste Christin in unserem Land im Martyrium wegen ihres Glaubens das Leben genommen bekam. Das macht diesen Ort zur „Wiege des bekennenden Christentums in unserem Land“ (Weihbischof DDr. Anton Losinger).
St. Afra ist unersetzlich?!
Unersetzlich ist die jetzige Wallfahrtskirche St. Afra im Felde nicht. Denn die Kirche, die wir heute an dieser Stelle sehen, ist bereits die vierte an diesem Ort. Sie entspricht auch nur noch in Teilen ihrer Ursprungsgestalt aus der Erbauungszeit 1701–1712. Zu viel ging in der Zeit nach der Säkularisation (ab 1802) verloren, als die Kirche als Munitionsdepot zweckentfremdet wurde.
Die Wallfahrtskirche St. Afra im Felde ist letztlich nur ein Gebäude. Es kann kaputtgehen oder zerstört werden – und ja, auch überflüssig werden.
Jede Kirche lebt davon, dass Menschen sie besuchen, in ihr beten, Gottesdienst feiern, Musik genießen, zum Nachdenken angeregt werden, dort miteinander lachen und weinen können.
Besuchen die Menschen eine Kirche nicht mehr, dann braucht es auch die Kirche nicht mehr. Die Funktion eines historisch-kulturellen Markers kann schließlich auch eine Gedenktafel übernehmen.
Kirchen sind jedoch besondere Räume – reserviert für die Begegnung mit Gott, mit mir selbst und mit anderen. Räume, die den Zweck haben, Begegnung zu ermöglichen sind wertvoll – gerade in unserer heutigen Zeit, in der viel übereinander aber wenig miteinander geredet wird und immer mehr Menschen sich in ihre eigenen „Bubbles“ zurückziehen.
St. Afra ist unbezahlbar?!
Unbezahlbar – ganz bewusst spielen die Organisatorinnen und Organisatoren des Tags des offenen Denkmals mit der Doppeldeutigkeit dieses Begriffs.
Das, was die Wallfahrtskirche so vielen Menschen bedeutet – was sie hier erfahren haben, erleben konnten oder erleiden mussten, den Trost, den sie empfingen, die Kraft, die sie spürten – daran kann man kein Preisschild hängen.
St. Afra im Felde war den Menschen über mehr als 1.720 Jahre hinweg so wichtig, dass sie die Kirche nach vielen Zerstörungen immer wieder aufbauten. So gesehen ist St. Afra im Felde wirklich unbezahlbar.
Aber wenn wir einmal schauen, welche Kosten die Wallfahrtskirche in der Erhaltung und im Unterhalt verursacht, dann können wir von Glück sagen, dass wir sie gerade frisch saniert haben. Niemand kann in die Zukunft schauen, doch die Prognosen aus den Ordinariaten unserer Bistümer zeichnen ein düsteres Bild: Die Gläubigen werden weniger – und folglich gehen auch die Einnahmen der Kirche zurück.
In Bezug auf die Baulast können wir nach der aktuellen Sanierung gelassener in die Zukunft blicken. Die Arbeiten von 2021 bis 2024 verschaffen der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde ein paar Jahrzehnte Luft. Und auch diese Sanierung war nicht unbezahlbar: Mit den vom Bischöflichen Stuhl zu Augsburg als Eigentümer zur Verfügung gestellten Mitteln konnten wir die Kirche für die nächste Zeit vorbereiten. Wir sind verantwortungsvoll mit dem Budget umgegangen und durch gute Planung und Ausführung der Maßnahmen im veranschlagten Kostenrahmen geblieben – was heutzutage schon fast ein Wunder ist.
Die Ziele der Sanierungsmaßnahme wurden erreicht:
✔️Die Kirche steht wieder sicher, die statischen Mängel wurden beseitigt,
✔️der Dachstuhl ertüchtigt,
✔️das Dach neu gedeckt,
✔️die Kirche strahlt nun wieder in der Farbgebung der Erbauungszeit – sehr zur Freude der Denkmalpflege,
✔️und sie wurde gleichzeitig auch den heutigen liturgischen und pastoralen Erfordernissen angepasst.
Ganz bewusst haben wir darauf geachtet, dass die verschiedenen Epochen, die die Kirche geprägt haben, ablesbar bleiben:
- Aus der Erbauungszeit (1701–1712):
der barocke Stuck, die grundsätzliche Gebäudeform und die Afra-Figur aus dem ursprünglichen Hochaltar (heute gegenüber dem Eingangsportal, wo sie die Eintretenden begrüßt).
- Aus der Zeit nach der Säkularisation (ab 1802):
die geschliffenen Türme und der verlorene Schmuck.
- Aus der Zeit des Rückkaufs und Wiederaufbaus (ab 1878):
die Apostel-Figuren im Nazarener Stil sowie der Salvator mundi (Christus, der Welterlöser an der Westwand).
- Aus der ersten größeren Renovierung 1928:
die Fenster-Ornamentik.
- Aus der Zeit des Aggiornamento (1960er-Jahre):
Beginn der Umsetzung der theologischen, liturgischen und pastoralen Erneuerungen am Kirchengebäude. Es folgte eine weitgehende Neuausgestaltung, unter anderem des gesamten Chorraums, mit der modernen Plastik „St. Afra in den Flammen“ und der Altarinsel durch den Münchener Architekten Hansjakob Lill und den Bildhauer Georg Chorherr.
- Sanierung 2021–2024:
Die Kirche wurde wieder standfest gemacht, die statischen Mängel beseitigt, der Dachstuhl ertüchtigt und das Dach neu gedeckt, die Elektro-, Licht- und Heiztechnik wurde erneuert. Der Augsburger Architekt Christian Huber schuf ein Kirchenraum, der viel vom der ursprünglichen barocken Raumeindruck erahnen lässt. Es wurde ein im engeren liturgischen wie auch im weiteren pastoralen Sinn Kirchenraum gestaltet, der lichtdurchflutet, offen und vielseitig ist, der trotz seiner über 300-jährigen Geschichte modern und harmonisch wirkt.
- Nachkonziliare Vervollständigung:
Die Veränderungen, die durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) angestoßen wurden, konnten in der Umgestaltung 1963/64 nur ansatzweise berücksichtigt werden (z. B. beim Konzelebrationsaltar). Bei der Renovierung des Kircheninneren 2021–2024 wurde nun darauf geachtet, dass sich die wesentlichen Aspekte des nachkonziliaren Liturgieverständnisses und der entsprechenden pastoraltheologischen Ansätze im Kirchenraum wiederfinden. Dies konnte nur dadurch erreicht werden, dass dem wichtigsten Gestaltungsprinzip gesellschaftlicher Prozesse von der Nachkriegszeit bis heute bewusst Raum gegeben wurde: dem Kompromiss. Dabei war der Kompromiss nicht der kleinste gemeinsame Nenner, sondern die konstante Suche nach einer Gestaltung, die die verschiedenen Interessen, Meinungen, Überzeugungen und Auffassungen so weit wie möglich umzusetzen versuchte – unter Wahrung von drei Prämissen:
-
- harmonischer Raumeindruck,
- funktionierender liturgischer Kirchenraum,
- begrenztes Budget.
WEGBESCHREIBUNG
Wallfahrtskirche St. Afra im Felde • Afrastraße 142 • 86316 Friedberg-St. Afra