Eine Aktion für Demokratie, Freiheit, Frieden und Menschenwürde

Ein Lichtermeer für die Demokratie

Das „Friedberger Bündnis für Demokratie und Vielfalt“ (unsere Pfarrei ist Gründungsmitglied) rief für den 15. Februar 2025 zu einer symbolischen Aktion auf, mit Kerzen und Taschenlampen den Marienplatz in ein „Lichtermeer der Demokratie“ zu verwandeln.

Ziel der Aktion war es, kurz vor der Bundestagswahl und angesichts irritierender Äußerungen aus der US-amerikanischen Regierung dem Thema „Stärkung der Demokratie durch demokratisches Handeln“ öffentliche Aufmerksamkeit zu geben.

Mehr als 300 Personen sind dem Aufruf gefolgt. Unser PGR-Vorsitzender Julian Schmidt war einer der Redner während der Kundgebung. Wir dokumentieren hier seine Ansprache. 

Liebe Friedbergerinnen und Friedberger,

warum treffen wir uns heute gerade für ein Lichtermeer? Weil wir ein Zeichen setzen wollen in dunklen Zeiten. Ich brauche die Schlagzeilen der vergangenen Tage, Wochen, Jahre hier nicht nachbeten, Sie kennen sie alle schon: Von Autokraten, die demokratische Systeme aushebeln, von Milliardären, die ihr Vermögen für sich und gegen andere einsetzen, von Gesellschaften, die eher von einem Gegen- als von einem Miteinander geprägt zu sein scheinen und von Menschenrechten, die zunehmend irgendwie verhandelbar erscheinen. Dagegen stehen wir heute auf, dagegen haben wir uns heute versammelt mit Lichtern in der Hand und im Herzen, um ein Zeichen FÜR etwas zu setzen: Für Frieden, für Demokratie, für Menschenrechte, für eine Welt des gelebten Miteinanders.

Aber, und das ist ein Problem: Wem sag ich das? Denn diejenigen, die an all dem zweifeln, die das bisschen Demokratieverlust nicht so schlimm finden, die gern wieder Ruhe und Ordnung und klare Rollenverteilungen hätten und die sich nach einer Vergangenheit sehnen, die es in Wirklichkeit so nie gegeben hat… Ja, diese Menschen, die sind heute nicht hier. Ich renne quasi offene Türen ein. Das ist zwar schön und spendet mir Trost, wenn ich all diese Gesichter hier so sehe… aber gerade die Menschen, die es zu überzeugen gilt, hören heute unsere Worte und sehen unsere Lichter nicht. Die Blasenbildung sozialer Medien tut ihr Übriges dazu.

Setzen wir also ein Zeichen nur für uns selbst? Ganz so ist es dann doch nicht. Denn wir werden trotzdem gesehen: Von denen, die vielleicht unentschlossen sind. Von denen, die sich in ihren Sorgen alleine fühlen. Von denen, die unser Licht heute am dringendsten brauchen. Und wir können sicherstellen, dass unser Engagement mit dem Lichtermeer heute nicht zu Ende geht. Wir können, sollen, müssen Wählen gehen, das ist klar – aber wir können unser Licht auch bewusst in den Alltag tragen und durch unser Reden, Handeln und Sein, durch unsere Zuversicht und unseren Widerstand zeigen: Eine andere Welt ist auch möglich. Demokratie und Menschenrechte sind nicht verhandelbar, nicht mit uns. Werden wir von hier aus die große Weltpolitik beeinflussen können? Wahrscheinlich nicht, aber jeder Wandel beginnt immer im Kleinen. Und weil ich hier und heute ja für die katholische Stadtpfarrei spreche, kann ich auch eins sagen: Wunder gibt es immer wieder. Man muss sie sich nur erarbeiten. Vielen Dank!