Einsamkeit - die neue Volkskrankheit?

𝘗𝘧𝘢𝘳𝘳𝘨𝘦𝘮𝘦𝘪𝘯𝘥𝘦𝘳𝘢𝘵 𝘯𝘪𝘮𝘮𝘵 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘦𝘳 𝘛𝘩𝘦𝘮𝘢𝘵𝘪𝘬 𝘸𝘦𝘪𝘵𝘦𝘳 𝘢𝘯

Mehr als ein Viertel der Deutschen fühlt sich einsam. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe 2023. Mittlerweile ist das Thema Einsamkeit auch auf der politischen Agenda angekommen. So beschloss die Bundesregierung im Dezember 2023 eine „Strategie gegen Einsamkeit“.

Aufbauend auf einer Pilotstudie 2023 stellte die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus, am Fronleichnamstag 2024 die erstmals erhobene Untersuchung über die Langzeitentwicklung der Einsamkeit und ihrer Folgen vor, den „Einsamkeitsbarometer“.

𝙀𝙞𝙣𝙨𝙖𝙢𝙠𝙚𝙞𝙩 𝙠𝙖𝙣𝙣 𝙟𝙚𝙙𝙚𝙣 𝙗𝙚𝙩𝙧𝙚𝙛𝙛𝙚𝙣 𝙪𝙣𝙙 𝙠𝙧𝙖𝙣𝙠 𝙢𝙖𝙘𝙝𝙚𝙣

Von Einsamkeit betroffen sind alle Altersschichten, besonders stark jedoch junge Erwachsene, Senioren, Alleinerziehende sowie Menschen, die andere pflegen und solche mit Migrationshintergrund. Einsamkeit erhöht das Risiko für seelische und körperliche Erkrankungen derart, dass der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz von der vielleicht größten Volkskrankheit in Deutschland spricht. Laut Aussage des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) macht Einsamkeit darüber hinaus auch anfälliger für radikale Positionen.

Gegen Einsamkeit anzukämpfen ist daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns stellen sollten. Das hat auch unser Pfarrgemeinderat erkannt und den Arbeitskreis Trauerpastoral gebeten, sich der Thematik anzunehmen.

𝘼𝙧𝙗𝙚𝙞𝙩𝙨𝙠𝙧𝙚𝙞𝙨: 𝙞𝙣𝙙𝙞𝙫𝙞𝙙𝙪𝙚𝙡𝙡𝙚 𝘼𝙣𝙩𝙬𝙤𝙧𝙩𝙚𝙣 𝙛ü𝙧 𝘽𝙚𝙩𝙧𝙤𝙛𝙛𝙚𝙣𝙚

Aus dem Grundauftrag des AK Trauerpastoral heraus analysierte dieser die Situation zunächst unter dem Blickwinkel trauernder Angehöriger. Es sei naheliegend, zuerst an die Einsamkeit zu denken, die entsteht, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, so Gabriele Muhr, Mitglied des AK. Aber das Gefühl der Einsamkeit könne in jedem Alter und in jeder Lebenssituation entstehen, wenn die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen entsprächen. Der empfundene Mangel könne sich sowohl auf die Zahl der Kontakte als auch auf die Tiefe und Enge der Bindungen beziehen. Die Ursachen für Einsamkeit seien individuell und ließen sich nur schwer verallgemeinern, so Muhr weiter. Besonders gefährdet seien Menschen in Übergangssituationen im Leben, wie dem Einstieg in Studium, Ausbildung, Beruf und Rente oder wenn die Person von einem Schicksalsschlag ereilt werde, etwa einer Trennung oder dem Verlust eines geliebten Menschen. Da die Ursachen und Voraussetzungen von Einsamkeit so individuell sind, müssen auch die Antworten individuell gefunden werden. Dafür braucht es entsprechende Angebote, um diejenigen, die unter Einsamkeit leiden, zu unterstützen.

𝙋𝙛𝙖𝙧𝙧𝙚𝙞 𝙬𝙞𝙡𝙡 𝘼𝙪𝙛𝙢𝙚𝙧𝙠𝙨𝙖𝙢𝙠𝙚𝙞𝙩 𝙨𝙘𝙝𝙖𝙛𝙛𝙚𝙣

Der Arbeitskreis unserer Pfarrei nahm daher auch die bereits bestehenden Angebote gegen Einsamkeit in den Blick. Dabei stach vor allem die Vielfältigkeit der Unterstützungsangebote ins Auge, auch in Friedberg und im Wittelsbacher Land.

Der Arbeitskreis hat es sich nun zum Ziel gesetzt, diese Angebote zu systematisieren, um Lücken zu identifizieren. Außerdem soll das Thema Einsamkeit und ihre Bewältigung breit und auf ganz unterschiedlichen Ebenen thematisiert werden. Eine besondere Rolle schreibt der AK dabei unserem Divano zu, dem Begegnungsort für alle in der Mitte unserer Stadt.

Auch die Rockmesse am 26. Juli 2024 um 18 Uhr im Stadtpark widmet sich heuer dem Thema „Einsamkeit – Gemeinsamkeit“.

𝙉𝙚𝙩𝙯𝙬𝙚𝙧𝙠 𝙜𝙚𝙜𝙚𝙣 𝙀𝙞𝙣𝙨𝙖𝙢𝙠𝙚𝙞𝙩

Eine Art „Netzwerk gegen Einsamkeit“ in Friedberg mit Angeboten und Unterstützungshilfen, das einfach und möglichst barrierefrei für Interessierte erreichbar ist, könnte ein Ziel der Bemühungen unserer Pfarrei sein. Der Arbeitskreis wird sich dieser Aufgabe weiter annehmen und über seine Arbeit berichten.