Unterwegs mit Franziskus

Gemeindefahrt nach Assisi vom 21. bis 28. April 2019

Einer der beeindruckendsten Heiligen unserer Kirche ist Franz von Assisi. Unsere Gemeindefahrt führt uns heuer zu seinen Wirkungsstätten in Umbrien, rund um Assisi. Mit 48 Pilgern sind wir unterwegs mit Franziskus.

1. Tag — Von Friedberg nach Assisi

Morgens früh um 4.45 Uhr trafen wir uns auf dem Parkplatz vor Herrgottsruh, damit wir pünktlich um 5 Uhr abfahren konnten. Mit mehreren Pausen fuhren wir genau 12 Stunden und 20 Minuten, bis wir unser Ziel, Assisi, erreicht hatten.

Dort konnten wir nicht mit dem Bus in die Altstadt zu unseren beiden Hotels „Sole“ und „Alexander“ fahren. Der Bus parkte auf dem Busparkplatz, unser Gepäck wurde dann mit einem Transporter zu den nebeneinanderliegenden Hotels gefahren, während wir mit Rolltreppen den Berg hinauffuhren. Nach 5 Minuten Fußweg waren wir an den Hotels. Leider fing es zu Regnen an, so dass der Empfang des Gepäcks recht feucht wurde – was aber der Stimmung keinen Abbruch tat, denn die Hotelzimmer waren wirklich in Ordnung.

Der Tag endete mit einem typisch italienischen Essen im Hotel und mit einem fröhlichen Beisammensein am Abend.

2. Tag — Assisi und San Damiano

Der italienische Dichter Dante Alighieri schrieb einmal: „Assisi – hier ging der Welt die Sonne auf“. Er meinte natürlich damit Franziskus und sein Wirken. Hier wurde Giovanni Battista di Bernardone, vom Vater Francesco – der Franzose – genannt, 1281 oder 82 geboren. Von Franziskus‘ Elternhaus nahe der Chiesa Nuova gibt es nur noch Überreste. Es wird jedoch über ihn berichtet, dass er nicht im Haus, sondern im Stall geboren wurde. Wie Jesus selbst sollte auch Franziskus zwischen Vieh auf Stroh zur Welt kommen. Was davon Legende, was historische Wahrheit ist, lässt sich hier kaum auseinanderhalten. Es geht wohl eher darum, die Parallelen zwischen Jesus von Nazareth und Franz von Assisi von Anfang an deutlich zu machen. Franziskus wird als „zweiter Christus“ eingeführt.

Dieser Stall ist spätestens seit 1282 ein Oratorium. Die Überschrift über dem Eingang sagt: „Dieses Oratorium war ein Stall für Ochs und Esel – hier wurde Franziskus geboren, ein Spiegel für die Welt.“

Assisi prägte Franziskus, seine Erziehung, seinen Wunsch einer Karriere im Militär. 24 Jahre lebte er sorglos und, wie es seine Biografen sagen, verschwenderisch. Erst die Auseinandersetzungen zwischen Bürgertum und Adel, die Franz 1202 in Gefangenschaft nach Perugia führte, und seine schwere Erkrankung 1203, führten bei ihm zu einem Umdenken. Ein edler Ritter wollte er werden. Es begann eine Zeit der Suche, die dann 1206/07 zum Streit mit seinem Vater und zur Lossagung führte. Weil Franziskus sich in die Büßerrolle eingetragen hatte, unterstand er nun nicht mehr der weltlichen, sondern der geistlichen Gerichtsbarkeit. In Bischof Guido fand er einen Fürsprecher und Beschützer. Die berühmte Lossagung vom Vater und dem Erbe mit dem Ablegen der Kleider fand wohl im ehemaligen bischöflichen Palast bei der ehemaligen Kathedrale Santa Maria Maggiore statt.

Dem voraus ging das lebensverändernde Erlebnis in der Damian-Kapelle, 1206. In seiner Suche nach dem richtigen Weg und Orientierung kam Franziskus nach San Damiano. Der dortige Priester der verfallenen Kapelle gab ihm Unterkunft und spirituellen Rat.

Dort hing auch das Kreuz von San Damiano (das jetzt in der Basilika Santa Chiara zu sehen ist), das zu Franziskus spricht: „Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das verfallenen ist“. Franz beginnt die Kapelle zu renovieren – dabei erging dieser Ruf wohl eher viel allgemeiner an ihn. Er sollte die verfallene Kirche seiner Zeit wieder von den Grundfesten her aufbauen.

Die heilige Klara wurde 1194 als Tochter des Adligen Favorone di Offreduccio di Bernadino und seiner Frau Ortulana in Assisi geboren. 1212 flieht sie aus ihrem Elternhaus und schließt sich Franziskus an. Sie will wie er leben. Die „Armen Frauen“, später Klarissen genannt, entstehen. Drei Jahre nach Klaras Tod 1253 begann der Bau der Basilika Santa Chiara mit dem angeschlossenen Klarissenkonvent.

Zum Aufwachen gab‘s Regen in Assisi. Dieser hielt sich auch noch den halben Vormittag. Zusammen mit dem Nebel, der uns die Sicht ins Umbrische Tal stark verkürzte, was aber nicht weiter schlimm war.

Nach dem typisch italienisch Frühstück feierten wir in der Klara-Basilika Gottesdienst. Danach empfing uns unsere Führerin Catia. Sie begleitete uns den Vormittag durch Assisi. Von der Basilika Santa Chiara ging es durch die Altstadt zur Kathedrale San Rufino und weiter nach Santa Maria Maggiore, wo Franziskus sich unter dem Schutz des Bischofs von seinem Vater lossagte. Geburtshaus, Kerker, Tuchladen des Vaters und den Marktplatz besuchten wir im Anschluss.

Der Vormittag war schneller vorbei als gedacht. Zeit für die individuelle Mittagspause und Assisi auf eigene Faust zu erkunden.

Am Nachmittag lachte die Sonne über unsere Gruppe, die zu Fuß den Abstieg nach San Damiano machte, der kleinen Kirche, die im 9. Jahrhundert erbaut wurde. Zu Franziskus‘ Zeiten war sie in so einem erbarmungswürdig Zustand, dass der Heilige den Anruf Gottes verspürte, der ihm sagt: „Geh, Franziskus, und baue mein Haus wieder auf, das ganz und gar in Verfall gerät.“

Franziskus baute die Kirche 1206 wieder auf und machte sie später zur Heimat für die von der Heiligen Klara beseelten Klarissen. Hier schrieb er auch 1225 seinen Sonnengesang.

In San Damiano trafen wir Schwester Katrin, eine Sießener Franziskanerin, die uns eine spirituelle Einführung in den Ort und die Person der Hl. Klara gab.

Nach San Damiano ging es zurück nach Assisi, wo jeder Zeit zur eigenen Verfügung hatte. Einige nutzten die Zeit für Porchetta e vino, andere für ein Gelato.

Der Ausklang des Abends fand im Speisesaal des Hotels beim Abendessen und dem gemütlichen Beisammensein im Anschluss statt.

3. Tag — Basilika San Francesco und Perugia

Die Basilika San Francesco

Einen Tag nach der Heiligsprechung Franziskus begann man mit der Grundsteinlegung und dem Bau der Grabeskirche des neuen Heiligen. Es war der 17. Juli 1228. Von Anfang an war der Prachtbau heftig umstritten, da er im krassen Widerspruch zur franziskanischen Armut stand. Die Unterkirche ist noch im romanischen Stil erbaut, die Oberkirche schon im gotischen. An der Kirche, die seit 1754 eine Basilika major ist, gründete bereits Papst Gregor IX. einen Franziskanerkonvent und Papst Sixtus IV. ließ dort eine päpstliche Residenz errichten. Der Bilderweg der Unterkirche ist, wie der der Oberkirche auch, als Via Sacra, als Heiliger Weg, konzipiert. Bedeutende Freskenmaler schufen das Bilderwerk. Hier ist auch das älteste Franziskusbild zu sehen, wahrscheinlich vom Florentiner Cimabue, dem Lehrer Giottos.

Die Oberkirche ist eine der ersten gotischen Kirchen Italiens. Sie gilt als Prototyp der Bettelordengotik: kaum Seitenaltäre, weil der Franziskanerorden nur wenige Priester hatte. Die Mehrheit waren Laienbrüder. Ein weiter Kirchenraum, der viele Gläubige für die Predigt fasste. Drei Freskenzyklen säumen das Langhaus, die von bedeutenden Malern der damaligen Zeit geschaffen wurden, darunter Giotto.

Perugia

1198 lehnten sich die Bürger Assisis gegen den Adel auf. Die adligen Familien mussten fliehen. So floh auch Klaras Familie nach Perugia, während die Häuser und Besitzungen der Adligen in Assisi von den Bürgern zerstört wurden. Nach der gewonnenen blutigen Schlacht von Collestrada kehrten die Adligen wieder nach Assisi zurück, so auch Klara.

Im Jahr 1202 befanden sich die Nachbarstädte Assisi und Perugia – wieder einmal – im Krieg. Franziskus zog mit den anderen jungen Männern seiner Heimatstadt in die Schlacht. Für Franziskus ging sie nicht gut aus, er geriet in Perugia in Gefangenschaft. Wegen seiner guten Kleider und Manieren wurde er mit den Rittern inhaftiert. Hier heiterte der junge Franz immer wieder seine Mithäftlinge auf, die häufig deprimiert und niedergeschlagen waren. Nach einem Jahr Haft wurde Franziskus freigelassen und kehrte nach Assisi zurück.

1216 empfängt Papst Honorius III. Franziskus und Bruder Masseo in Perugia. In dieser Audienz bittet Franz den Papst um die Bestätigung des Portiunkula-Ablasses: jeder der beichtet und im Anschluss die Portiunkula-Kapelle besucht, soll einen vollkommenen Ablass der zeitlichen Sündenstrafen erhalten. Der Papst zögerte, im dieses Privileg zu gewähren. Schließlich ließ er sich überzeugen, erteilte seine Erlaubnis aber nur für einen Tag im Jahr, den Weihetag der Kapelle, den 2. August.

Der dritte Tag, das werden viele Bilder werden. Denn es war ein Tag mit vielen Eindrücken.

Am Morgen besuchten wir die Basilika des Hl. Franziskus in Assisi. Gott sei Dank waren wir recht früh dran, bevor die Besuchermassen kaum noch ein Durchgehen in Ruhe ermöglichten. Bruder Thomas Freidel, ein Franziskaner-Konventuale, der im Konvent an der Basilika lebt, führte uns zunächst in die Unterkirche des beeindruckenden Kirchbaus. Seine Intention war, dass wir die Basilika nicht (nur) als kunsthistorische Meisterleistung wahrnehmen, sondern die theologische Konzeption hinter den Steinen und den Fresken verstehen. Dies ist ihm mehr als gelungen. Von der Unterkirche ging es zur Oberkirche, der eigentlichen Basilika und von dort zum Grab von Franz von Assisi. Mit einer Messe in der Cappella della Pace beendeten wir unseren Besuch der Basilika.

Nach dem Mittagessen ging es mit dem Bus nach Perugia, der Hauptstadt Umbriens, die mit Assisi häufig im Streit lag. Catia, unsere Führerin, zeigte uns ihre Heimatstadt mit besonderer Liebe. Mit den Rolltreppen ging es aufwärts in die Unterwelt Perugias, die Rocca Paolina, von dort in die Altstadt, den Palazzo dei Priori, die Fontana Maggiore, die Kathedrale S. Lorenzo und das Belvedere, den schönen Überblick über das wunderschöne umbrische Land. Danach war Freizeit angesagt, die einige von uns beim gerade stattfinden Street Food Festival verbrachten.

Müde und voller neuer Eindrücke kamen wir gegen 22.15 Uhr wieder im Hotel an.

4. Tag — Einsiedelei Carceri und Wanderung auf dem Franziskusweg nach Spello

Eremo delle Carceri

Mitten im Wald stand die kleine Kapelle Santa Maria delle Carceri.

Zur Zeit Franziskus gehörte die Einsiedelei den Benediktinern vom Monte Subasio. Ihr Abt überlies sie 1215 Franziskus. Dieser zog sich bereits 1205 dorthin zurück und kam in den folgenden Jahren häufig hierher, um in der Einsamkeit Kraft zu tanken.

Franziskus war kein Einsiedler im klassischen Sinn, denn er kam immer mit einigen Mitbrüdern dorthin und lebte beides, klösterliche Gemeinschaft und Rückzug.

Das Leben in der Einsiedelei war sehr spartanisch, den Großteil des Tages war dem Gebet gewidmet, darüberhinaus musste das Gemeinschaftsleben auch hier organisiert werden. Geschlafen wurde in den Höhlen, auf etwas Stroh. Steine dienten als Kopfstütze.

Zu Beginn des 15. Jahrhundert baute der heilige Bernhardin von Siena die Einsiedelei zu einem Kloster aus.

Spello

Franziskus war viel unterwegs, selten blieb er länger als ein Jahr an einem Ort. Die meisten Orte erreichte er zu Fuß. Der rund 1.300 Meter hohe Monte Subasio war sozusagen sein Hausberg. Hier führt der Franziskusweg hinüber, auf dem auch das mittelalterliche Städtchen Spello liegt. Mit 8.500 Einwohnern gehört es zu den schönsten Orten Italiens. Im 3. Jahrhundert vor Christus geriet die etruskische Siedlung unter römische Herrschaft und wurde zur Kolonie ausgebaut. Nach der Christianisierung gehörte Spello durch die sog. Pipinische Schenkung zum Kirchenstaat und war Bischofssitz, den sie aber 487 an Spoleto verloren. Bis heute existiert aber noch das Titularbistum, dessen Tutularbischof zurzeit der Nuntius in Niger und Burkina Faso, Piergiorgio Bertoldi, ist.
Friedrich II., Enkel Barbarossas und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, zerstörte Spello 1240, weil die Stadt lieber dem Papst loyal blieb, als sich dem Kaiser zu unterwerfen.
Aus franziskanischer Sicht ist die Kirche und das Kloster S. Maria di Vallegloria bedeutend, das 1320 von den Klarissen gegründet wurde. Und die Kirche (erbaut 1180) sowie das Kapuzinerkloster S. Serveriono.

Recht früh ging es für einen Teil der Gruppe los. Heute wanderten wir auf dem Franziskusweg über die Einsiedelei Carceri nach Spello. Diejenigen von uns, die bereits von Assisi aus nach Carceri wanderten, mussten natürlich früher los. Die anderen hatten noch etwas mehr Zeit zum Frühstücken und fuhren den ersten Teil des Wegs mit Taxen hoch, denn für den Bus waren die engen, gewundenen Straßen nicht passierbar.

In Carceri besuchten wir den Ort, an dem Franziskus sich gerne zurückzog, um in Einsamkeit zu beten. Auch die Grotten seiner Brüder konnten besichtigt werden. Nach einem kurzen Halt am „Ort der Harmonie“ ging es für den Teil der Gruppe, die über den Monte Subasio nach Spello wanderte, weiter. 400 Höhenmeter bergauf, 700 Höhenmeter bergab. Ein kleiner Teil verblieb vor Ort, betete für die Gruppe und kam später mit dem Bus nach Spello nach.

Den Wanderern bot sich bei blendendem Wetter die wunderschöne Landschaft des umbrischen Tals. Kurz unterhalb der Bergspitze auf dem Sasso Piano machten wir Pause und hörten den Sonnengesang des Franziskus mit herrlichem Fernblick, hörten das 12-Uhr-Läuten der Kirchen, das Vogelgezwitscher und den Kuckuck rufen.

Mittagspause war erst eine Stunde später an einer frischen Quelle, der Fonte bregno. Picknick war angesagt, man teilte, was man mitgebracht hatte.

Den Weg, gerade bergab, durfte man nicht unterschätzen, noch dazu bei stechender Sonne. Diese Erfahrung musste auch die Gruppe machen. Aber alle kamen in dem wunderschönen mittelalterlichen Städtchen Spello an, begrüßt von einem Brunnen mit kaltem, frischen Wasser. Nach einem Rundgang kehrten die meisten ein, genossen ihr Eis, ihren Cappuccino oder das kühle Bier vom Fass.

Mit unserem Bus ging es dann zurück nach Assisi, wo nach dem Abendessen im Hotel noch diverse Lokalitäten in der Altstadt aufgesucht wurden. Andere fielen sofort todmüde ins Bett.

5. Tag — La Verna und Santa Maria degli Angeli mit Portiunkula

La Verna

Über dem Torbogen des Eingangs zum Kloster auf der Spitze des Bergs von La Verna steht: „Auf der ganzen Erde gibt es keinen heiligeren Berg“. Denn hier empfing Franziskus die Stigmata, die Wundmale Christi.

Graf Orlando Cattani von Chiusi war begeistert von diesem Prediger aus Assisi und wollte mit ihm in den Austausch kommen. Es ergab sich ein Treffen, und Orlando übergab Franziskus und seinen Gefährten den Berg La Verna. Franziskus beauftragte seine Brüder in den Schluchten und Höhlen Schlafplätze einzurichten und einfache Hütten aus Ästen und Zweigen zu bauen. Im August 1224 besuchte Franziskus zum ersten Mal La Verna. Da ihn die Felsen an Golgotha erinnerten, befasste sich Franziskus während seines Aufenthalts intensiv mit Christi Passion und dem Mysterium des Kreuzes.

Die Kirche dort, Santa Maria degli Angeli, wurde bereits zu Franziskus‘ Lebzeiten erbaut. Papst Alexander IV. erklärte La Verna 1255 zum Heiligen Berg.

1866 wurden die Franziskaner im Zuge der Säkularisation vertrieben, seit 1933 ist La Verna wieder besiedelt.

Basilika Santa Maria degli Angeli 

Die große Basilika Santa Maria degli Angeli befindet sich unterhalb von Assisi. Sie überbaut eine kleine Kapelle, die ihren Ursprung im 4. Jahrhundert hat. Pilger aus dem Heiligen Land brachten Reliquien mit und erhielten von Papst Liberius die Erlaubnis, eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter von den Engeln (Santa Maria degli Angeli) zu bauen. Diese Kapelle lag unterhalb Assisis in einem Steineichenwald, auf einem kleinen Stück Land, einer Portiunkula. Sie war nur 5,5 m x 3,3 m groß. Die Kapelle wurde 516 Benedikt von Nursia und den Benediktinern geschenkt. Zur Zeit von Franziskus gehörte das verfallene Kirchlein den Benediktiner von Monte Subasio. Auch diese Kapelle baute Franziskus wieder auf.

1208 überließ der Abt von Monte Subasio die Kapelle Franziskus und bald siedelten sich die ersten Franziskaner fest hier an. Sie bauten rund um die Kapelle einfache Hütten, die das Mutterkloster der Franziskaner wurden.

Mit der Portiunkula verbinden sich einige wichtige Ereignisse in Franziskus‘ Leben. So starb der Heilige hier am Abend des 3. Oktober 1226. Am Fest des Evangelisten Matthäus, 24. Februar 1208, hörte Franziskus in der Portiunkula den Missionsbefehl Jesu: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!“ (Mt 10,7). Für ihn war das der Hinweis, in völliger Armut das Evangelium Christi allen Menschen zu verkünden.

Anfang 1216 überfielen Franziskus hier starke Zweifel an seiner Sendung. Er warf sich in Dornen, die sich der Legende nach zu Rosen verwandelten – als Bestätigung seines Weges. Zuvor, im März 1212, kam Klara zur Portiunkula, um sich Franziskus anzuschließen. Der Zweite Orden, die Klarissen, entstanden. Hier kam Franziskus auch der Gedanke, eine Gemeinschaft von Laien zu gründen, die den franziskanischen Weg leben wollten, aber in ihrer Familie und in ihrem Alltag blieben, der Dritte Orden entstand.

Beim berühmten Mattenkapitel 1221 trafen sich mehr als 5.000 Franziskaner, um über die Organisation und Zukunft der Gemeinschaft zu beraten. Sie schliefen draußen, auf Strohmatten, daher der Name. Bei dieser Gelegenheit traf Franziskus auch Dominikus, den Gründer der Dominikaner, und Antonius von Padua, den ersten Theologen der Franziskaner.

Bereits im 13. Jahrhundert lies Papst Nikolaus IV., selbst Franziskaner, die erste Kirche über der Portiunkula bauen. 1569 wurde mit dem Bau der jetzigen Renaissance-Kirche begonnen. 1909 erhob Papst Pius X. die Kirche zur Basilica major, in diesem Zusammenhang entstand auch die neue, prächtige Frontfassade.

Da die Nacht für manche eher kurz war, konnte der Schlaf auf der 1,5-stündigen Busfahrt von Assisi nach La Verna nachgeholt werden.

Es ging nicht nur in den Norden Umbriens, es ging auch in die Höhe. Der Berg La Verna, auf den Franziskus sich gerne zurückzog, ragt 1.100 m über den Meeresspiegel hinaus. Dieser Berg musste erwandert werden.

Kühl war es dort oben – und vor allem windig. Das hielt die Gruppe aber nicht davon ab, sich die Schlaf- und die Gebetsgrotte des Heiligen anzuschauen (O-Ton aus der Gruppe: „Das wirkliche Wunder ist, dass sich Franziskus da nicht schon viel früher den Tod geholt hat“).
Auf dem Berg von La Verna hatte Franziskus seine Christuserscheinung und empfing die Wundmale.

Schwester Angela von den missionarischen Klarissinnen führte uns in die Kraft der kontemplativen Existenz ein und erzählte vom Leben vor Ort.

Mittagessen (Spaghetti) gab es in der Cantina, bevor unsere Gruppe den Klosterladen belagerte. Danach ging es zurück zum Bus und weiter nach Santa Maria degli Angeli.

Diese mächtige Basilika wurde über das kleine Kapellchen „Portiunkula“ gebaut, jenem Ort, an dem Franziskus die heilige Klara in den Ordensstand aufnahm und der für die junge franziskanische Gemeinschaft so wichtig war. In der Basilika befindet sich auch die Sterbekapelle Franziskus‘, also jener Ort, an dem er „hinüberging“ (Transitus), wie die Franziskaner seinen Tod nennen.

In einer Nebenkapelle der Basilika feierten wir unseren Gottesdienst und verabschiedeten anschließend unsere Führerin Catia, die uns sehr liebenswürdig und mit ungeheurem Wissen durch die Tage begleitete.

Abends im Hotel gab es Pasta mit Ragout von der Gans und als Secondo einen umbrischen Fleisch-Gemüse-Kartoffel-Eintopf. Abengrundet wurde das Essen mit einem Dolce, das uns als „Schoko-Salami“ übersetzt wurde. Schokolade, Keks und Nüsse. Sehr gut!

6. Tag — Das Rieti-Tal, Greccio und San Giacomo bei Poggio Bustone

Greccio

Der Legende nach wünschten sich die Bewohner von Greccio, dass Franziskus mit einen Brüdern bei ihnen bliebe. So ließ Franz ein Kind ein brennendes Holzscheit werfen. Wo es landete, da wollte er ein Kloster bauen. Das Scheit flog auf wunderbare Weise zur Schlucht in den Wäldern, wo nun das Felsenkloster Greccio steht.

Dieses Kloster gibt einen guten Eindruck, wie die ersten Brüder lebten, denn es ist zu großen Teilen noch wie in der Gründungszeit erhalten. 1217 war Franziskus zum ersten Mal hier. Berühmt wurde es aber durch Franz‘ Idee der lebenden Krippe, also der Darstellung der Geburt des Erlösers. Diese Krippenfeier fand 1223 dort statt. Dieser Tradition ist es mitzuverdanken, dass das Weihnachsfest, das bis dahin keine sehr große Bedeutung im christlichen Leben spielte, stark aufgewertet wurde – und heute in der Bevölkerung die Bedeutung von Ostern und Pfingsten übertroffen hat.

Poggio Bustone

Als Franziskus im Herbst 1208 zum ersten Mal nach Poggio Bustone kam, begrüßte er die Einwohner dieses hochgelegenen und abgeschiedenen Ortes mit „Buon giorno, buona gente“ (Guten Tag, gute Leute). Bis heute lebt dieser Gruß, wenn der Bürgermeister jedes Jahr am Franziskusfest von Haus zu Haus geht und die Bewohner so grüßt.

Franziskus blieb aber nicht im Ort, sondern ging zur oberhalb gelegenen Einsiedelei, die dem heiligen Jakobus major geweiht war. In dieser Zeit steckte Franziskus in einer tiefen Lebenskrise. Er erfuhr das Unverständnis und die Ablehnung der Menschen seiner Heimatstadt Assisi. Ihn plagten Schuldgefühle wegen seines sehr lockeren Lebens zuvor. In der Einsiedelei erfuhr er das Gefühl von Vergebung, für ihn ein Neuanfang.

Kurz nach Franziskus‘ Tod wurde neben der Jakobskirche ein kleines Kloster gebaut, das im 14. und 17. Jahrhundert, wie auch die Kirche, erweitert wurde. Das Denkmal des lächelnden Franziskus erinnert daran, wie befreiend die vergebende Gnade Gottes ist.

Für Ausschlafen ist die Zeit in Assisi zu schade. Deshalb machten wir uns in aller Herrgottsfrühe, es war 8.15 Uhr, auf den Weg. Ging es gestern in den Norden Umbriens, so war heute der Süden unser Ziel.

Erste Station war das Vogelnestkloster in Greccio. Den Namen hat es von der Lage, denn wie ein Vogelnest hängt es im Felsen über dem Rieti-Tal. Diesmal war der Aufstieg zwar steil, aber nur kurz.

In diesem Kloster kam Franziskus auf die Idee, die Geburt Christi den Menschen lebhaft darzustellen – im wahrsten Sinne des Wortes: er stellte die Geburtsszene mit einem echten Ochs und Esel und lebenden Menschen dar. Geboren war die Krippendarstellung. Das Museum dort zeugt vom weltweiten Erfolg dieser Idee, unzählig viele Krippen sind dort gesammelt und ausgestellt.

Die Sonne, die uns einen wunderbaren Tag bescherte, hatte ihren Zenit überschritten und pünktlich meldete sich der Hunger bei uns. Wir kehrten bei Mamma Maria ein, die uns mit selbstgemachter Pasta Fresca und frischen Pilzen verwöhnte. Zusammen mit dem guten Wein war es eine richtig italienische Mahlzeit.

Nach dem obligatorischen Espresso ging es weiter nach Poggio Bustone. Hier steht etwas außerhalb des Orts die kleine Jakobskirche. Es ist der Ort, an dem Franziskus Vergebung für seine Jugendsünden fand. Unsere neue Reiseführerin Miriam bemühte sich, uns den Ort näherzubringen.

Da das hervorragende Mittagessen aber länger dauerte als geplant – Mamma Maria musste ja ständig Nachschlag ihrer guten Pasta geben, was Zeit kostete – mussten wir aus nun die Wanderung in den Hängen des Rieti-Tals ausfallen lassen. So traurig war aber nicht wirklich jemand, weil sich schon etwas Müdigkeit eingestellt hatte. Also, noch schnell ein Gruppenfoto gemacht und rein in den Bus.

Die zwei Stunden Rückfahrt nutzen die meisten von uns zum Ruhen, um gestärkt und pünktlich zum Abendessen in der Osteria – unser Abschlussessen – zu erscheinen.

Ein Teil der Gruppe fuhr mit unserem Bus noch nach Santa Maria degli Angeli runter. Hier fand die Lichterprozession zu Ehren der Gottesmutter statt. Eine große Madonnenstatue wurde von kräftigen Männern getragen, ein Heer von Kerzen schloss sich an. Eine sehr stimmungsvolle und eindrückliche Andacht!

Mit dem Linienbus ging es nach Assisi zurück. Ein Spritz zum Abschluss, ein Auf-Wiedersehen-Bier ließ den letzten Tag ausklingen.

7. Tag — Von Assisi zurück nach Friedberg

Noch früher als sonst standen wir auf, räumten unsere Zimmer und versuchten zu frühstücken. Es musste schnell gehen, denn um 7.15 Uhr begann die Messe bei den Klarissen in Santa Chiara. Wunderschön sangen die Schwestern in der vollbesetzten Kapelle, die das Kreuz von San Damiano schmückt. Eine Stunde und fünfzehn Minuten dauerte die Frühmesse, aber niemand beschwerte sich, so beeindruckend war die Atmosphäre in der Kapelle mit den Schwestern, die man zwar hören, aber hinter ihrem Klausurgitter nicht sehen konnte.

Wie es Pilgern gebührt, wurden wir mit Glockengeläut aus Assisi verabschiedet.

Schnell ging’s zum Bus (unsere Koffer waren schon eingeladen) und um 9 Uhr ging es wieder Richtung Friedberg.

Kaum hatten wir Italien verlassen, brach der Winter ein. Schneewehen und 3 Grad Celsius begleiteten uns durch Österreich nach Deutschland rein. Hier wurde es zwar etwas wärmer und der Schnee ging in Regen über, ungemütlich war‘s aber trotzdem.

Kurz nach 20 Uhr waren wir wieder in Friedberg. Einige von uns wurden bei Herrgottsruh abgeholt und begannen sofort von den Erlebnissen unserer sehr schönen Pilgerfahrt mit den vielen Eindrücken zu erzählen.

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Diesen Reisebericht als PDF zum Ausdrucken finden Sie hier

Eine kurze und prägnante Lebensbeschreibung des heiligen Franz von Assisi finden Sie hier.